Firmenversicherungen

Warenkreditversicherung für Unternehmen: Umfassender Schutz gegen Forderungsausfälle

Die Warenkreditversicherung ist für deutsche Unternehmen aufgrund gestiegener Ausfallrisiken und wirtschaftlicher Unsicherheit wichtiger geworden. In 2024 gab es einen Höchststand an Unternehmensinsolvenzen seit 2015, mit einem Anstieg der durch Insolvenzen verursachten Schäden auf 55 Milliarden Euro. Besonders Baugewerbe und Automobilindustrie sind von Zahlungsausfällen betroffen, was die Notwendigkeit der Versicherung unterstreicht. 

 

Leistungen und Versicherungsumfang der Warenkreditversicherung

Moderne Warenkreditversicherungen für Unternehmen bieten umfassenden Schutz gegen Forderungsausfälle, inklusive der Mehrwertsteuer, und umfassen mehr als nur Insolvenzabsicherung. Ein wichtiger Teil des Services ist die Bonitätsprüfung vor Geschäftsbeginn, was zur Risikominimierung beiträgt. Die Versicherungsleistungen erstrecken sich auf verschiedene Schadensszenarien:

  1. Klassische Insolvenzen des Schuldners
  2. Zahlungsunfähigkeit aufgrund von Liquiditätsproblemen
  3. Erhebliche Zahlungsverzögerungen
  4. Politische Risiken bei Exportgeschäften
  5. Zahlungsverbote aus politischen Gründen

Moderne Warenkreditversicherungen ermöglichen Unternehmen, entweder ihren gesamten Umsatz oder nur bestimmte Bereiche zu versichern. Dadurch können sie ihre Policen an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Ein wichtiger Aspekt ist die Selbstprüfungsgrenze, die oft bei 20.000 Euro liegt. Bis zu diesem Betrag dürfen Unternehmen eigenständig entscheiden, welchen Kunden sie Waren auf Rechnung liefern, was den administrativen Aufwand verringert und schnelleres Handeln erlaubt.

 

Versicherte Risiken und Deckungsarten

Die Warenkreditversicherung bietet Unternehmen Schutz vor Risiken wie Insolvenz des Kunden und Zahlungsunfähigkeit. Auch bei faktischer Insolvenz, wenn ein Unternehmen seine Verpflichtungen nicht mehr erfüllen kann, greift sie. Zudem sind Zahlungsverzögerungen abgedeckt, meist nach zweimonatiger Fälligkeit der Rechnung, da diese auf finanzielle Probleme hinweisen können. Für international tätige Unternehmen sind politische Risiken von besonderer Bedeutung. Diese umfassen:

  1. Zahlungsverbote von Regierungen aus politischen Gründen
  2. Währungskonvertierungsprobleme
  3. Staatliche Maßnahmen, die eine ordnungsgemäße Begleichung verhindern

Bestimmte Branchen bekommen spezifisch angepasste Versicherungserweiterungen. Zum Beispiel können Bauunternehmen speziellen Schutz für strittige Ansprüche und unfertige Bauleistungen erhalten. Diese Lösungen berücksichtigen die einzigartigen Risiken der jeweiligen Branchen.

 

Versicherungssummen und Limits

Die Versicherungssummen in der Warenkreditversicherung hängen von Risikofaktoren und den Bedürfnissen der Unternehmen ab.

  1. Es gibt verschiedene Limits, wobei das kundenspezifische Limit entscheidend ist, es basiert auf der Bonität und Geschäftsbeziehung des Kunden.
  2. Die Jahreshöchstentschädigung begrenzt den Gesamtbetrag, den der Versicherer pro Jahr zahlt.
  3. Die Versicherungssummen reichen von 75.000 Euro bis zu 10 Millionen Euro, um verschiedene Unternehmensgrößen abzudecken.
  4. Für kleine Forderungen gibt es vereinfachten Schutz ohne umfangreiche Bonitätsprüfungen.

 

Versicherungsprämien und Einflussfaktoren

Die Versicherungsprämien für Warenkreditversicherung werden anhand des Risikoprofils des Unternehmens berechnet und betragen in der Regel zwischen 1,0 und 3,0 Promille des Umsatzes. Die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Prämienhöhe sind:

  1. Unternehmensgröße und Jahresumsatz
    Größere Unternehmen profitieren oft von Skaleneffekten und können niedrigere Prämiensätze erzielen, da sie über diversifiziertere Kundenportfolios verfügen.
  2. Branchenzugehörigkeit:
    Die chemische Industrie gilt als weniger risikobehaftet, während Textil- und Gastronomiebranchen als risikoreicher angesehen werden. Branchen, die stark von der Wirtschaftskrise betroffen sind, wie das Baugewerbe, müssen mit höheren Versicherungsprämien rechnen.
  3. Kundenstruktur:
    Unternehmen mit wenigen großen Abnehmern tragen ein höheres Klumpenrisiko als solche mit vielen kleinen Kunden. Diese Risikokonzentration wird in der Prämienberechnung entsprechend berücksichtigt.
  4. Handelshistorie:
    Versicherer analysieren die Verlusterfahrungen der letzten drei bis fünf Jahre, wobei ein einzelner großer Ausfall anders bewertet wird als viele kleine Ausfälle.
  5. Forderungsmanagement:
    Unternehmen mit kurzen Zahlungszielen und einem straffen Forderungsmanagement erhalten häufig Prämienvergünstigungen.
    Geografische Verteilung: Die geografische Verteilung der Kunden ist relevant, wobei Exportgeschäfte häufig anders bewertet werden als der Handel innerhalb Deutschlands.

Versicherer bieten verschiedene Prämienmodelle an. Bei der Umsatzprämie wird die Prämie auf Basis des gesamten versicherten Umsatzes berechnet. Die Saldenprämie hingegen wird nur auf tatsächlich versicherte Forderungen erhoben, was eine monatliche Ermittlung aller offenen Forderungen erfordert.

 

Selbstbeteiligung und Risikoverteilung

In der Warenkreditversicherung für Unternehmen dient die Selbstbeteiligung dazu, das Risiko zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer zu teilen. Üblicherweise decken diese Versicherungen 90% der ausstehenden Forderungen ab, während die restlichen 10% als Selbstbeteiligung beim Unternehmen bleiben. Diese Regelung fördert das finanzielle Eigeninteresse des Unternehmens an der Vermeidung von Ausfällen. 

Verschiedene Selbstbeteiligungsarten:

  1. Prozentuale Selbstbeteiligung: Der Standard liegt bei 10 Prozent des Schadens, kann aber je nach Vertrag variieren.
  2. Mindestselbstbeteiligung: Unabhängig von der Schadenshöhe wird ein Mindestbetrag vom Versicherungsnehmer getragen.
  3. Forderungsfranchise: Funktioniert als Schadensfreigrenze, unterhalb derer kein Versicherungsschutz besteht.
  4. Entschädigungsfranchise: Im Schadensfall wird zunächst die normale Selbstbeteiligung und dann zusätzlich der Franchisebetrag abgezogen.

Die Bonus-Malus-Regelung stellt einen wichtigen Bestandteil der Selbstbeteiligungsstruktur dar. Versicherungsnehmer mit günstiger Schadensentwicklung können von Beitragsrückerstattungen profitieren, während häufige Schäden zu Zuschlägen führen können.

 

Handlungsempfehlungen für Unternehmen

Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen und der steigenden Insolvenzahlen sollten Unternehmen eine proaktive Herangehensweise bei der Warenkreditversicherung für Unternehmen entwickeln. Die erste und wichtigste Empfehlung ist eine regelmäßige Überprüfung der bestehenden Versicherungsdeckung im Kontext der aktuellen Geschäftsentwicklung.

  1. Risikoanalyse durchführen: 
    Unternehmen sollten ihre Kunden hinsichtlich des Ausfallrisikos bewerten und das Risiko großer Forderungsausfälle analysieren, um ihre Existenz zu sichern.
  2. Anpassung der Selbstprüfungsgrenze:
    In Zeiten steigender Preise sollten Unternehmen mit ihrem Versicherer über eine Erhöhung der Selbstprüfungsgrenze verhandeln, um weiterhin effizient arbeiten zu können.
  3. Anbietervergleich:
    Bei der Auswahl einer Warenkreditversicherung für Unternehmen sollten verschiedene Anbieter und deren Leistungen sorgfältig verglichen werden. Dabei ist nicht nur auf die Prämienhöhe zu achten, sondern auch auf Deckungssummen, Selbstbeteiligungen und Zusatzleistungen.
  4. Branchenspezifische Lösungen:
    Bauunternehmen sollten branchenspezifische Lösungen für ihre Risiken nutzen, etwa für strittige Forderungen oder unfertige Bauleistungen.
  5. Internationale Absicherung:
    International tätige Unternehmen müssen in ihren Verträgen auf geografische Abdeckung achten, insbesondere sollten sie in Ländern mit hohen politischen Risiken zusätzliche Deckungserweiterungen vereinbaren.
  6. Mitarbeiterschulung:
    Ein wichtiger Aspekt ist die kontinuierliche Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit der Warenkreditversicherung. Vertriebsmitarbeiter sollten über die Grundlagen des Versicherungsschutzes informiert sein.

 

Fazit: Warenkreditversicherung als strategisches Instrument

Die Warenkreditversicherung hat für deutsche Unternehmen aufgrund von gestiegenen Risiken und Unsicherheiten an Bedeutung gewonnen. Sie bietet Schutz gegen verschiedene Risiken wie Insolvenzen und Zahlungsunfähigkeit. Zusätzliche Dienstleistungen wie Bonitätsprüfungen und Inkassodienstleistungen erweitern ihren Nutzen als umfassende Risikomanagement-Lösung. Angesichts angemessener Prämienkosten und der Vermeidung hoher Schäden, sollten Unternehmen ihre Absicherungsstrategien prüfen und anpassen, um ihre Liquidität und Geschäftskontinuität zu sichern .Unternehmen können die Versicherung an ihre Bedürfnisse anpassen und bestimmte Umsatzteile absichern. Die Prämien richten sich nach verschiedenen Faktoren wie Unternehmensgröße und Branchenrisiko. Unternehmen sollten regelmäßig ihre Versicherungsdeckung prüfen und anpassen, um sich gegen Ausfälle abzusichern.