Personenversicherungen

Dread-Disease-Versicherung: Für wen ist diese Versicherung sinnvoll?

Die Dread-Disease-Versicherung, auch als Schwere-Krankheiten-Versicherung bekannt, gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Diese spezielle Versicherungsform zahlt eine vereinbarte Summe aus, wenn bei der versicherten Person eine der definierten schweren Krankheiten diagnostiziert wird. Doch für wen ist eine Dread-Disease-Versicherung wirklich sinnvoll und welche Faktoren sollten bei der Entscheidung berücksichtigt werden?

 

Was ist eine Dread-Disease-Versicherung?

Eine Dread-Disease-Versicherung ist eine Personenversicherung, die bei der Diagnose bestimmter schwerer Krankheiten eine einmalige Kapitalzahlung leistet. Im Gegensatz zur Berufsunfähigkeitsversicherung, die bei Arbeitsunfähigkeit monatliche Renten zahlt, erfolgt hier eine sofortige Einmalzahlung unabhängig von der Erwerbsfähigkeit.

Die versicherten Krankheiten umfassen typischerweise:

  • Herzinfarkt
  • Schlaganfall
  • Krebs (maligne Tumore)
  • Multiple Sklerose
  • Nierenversagen
  • Schwere Verbrennungen
  • Blindheit
  • Taubheit

 

Abgrenzung zu anderen Versicherungen

Die Dread-Disease-Versicherung unterscheidet sich fundamental von anderen Versicherungsformen. Während die Krankenversicherung Behandlungskosten übernimmt und die Berufsunfähigkeitsversicherung bei Berufsunfähigkeit zahlt, springt die Dread-Disease-Versicherung bereits bei der Diagnose ein – unabhängig davon, ob die Person weiterarbeiten kann oder nicht.

Versicherungsschutz im Detail
Moderne Dread-Disease-Versicherungen decken zwischen 30 und 50 verschiedene schwere Krankheiten ab. Die Anzahl variiert je nach Anbieter und Tarif erheblich. Wichtig ist dabei nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Definitionen.

  1. Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Herzinfarkt, Schlaganfall, Bypass-Operationen
  2. Krebserkrankungen: Maligne Tumore, Leukämie, Lymphome
  3. Neurologische Erkrankungen: Multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer
  4. Organversagen: Nieren-, Leber-, Lungenversagen
  5. Sonstige schwere Erkrankungen: Schwere Verbrennungen, Verlust von Gliedmaßen

Wartezeiten und Ausschlüsse
Die meisten Dread-Disease-Versicherungen haben eine Wartezeit von drei Jahren für Krebserkrankungen und sechs Monaten für Herzinfarkt und Schlaganfall. Diese Regelung soll verhindern, dass bereits erkrankte Personen noch schnell eine Versicherung abschließen.

Typische Ausschlüsse:

  • Vorerkrankungen zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses
  • Selbstverletzungen und Suizidversuche
  • Krieg und Terrorismus
  • Vorsätzliche Straftaten
  • Drogen- und Alkoholmissbrauch

 

Für wen ist die Dread-Disease-Versicherung sinnvoll?

Grundsätzlich kann diese Versicherung für jeden Menschen sinnvoll sein, da niemand vor schweren Krankheiten gefeit ist. Allerdings gibt es bestimmte Personengruppen, für die eine Dread-Disease-Versicherung besonders empfehlenswert ist:

  1. Selbstständige und Freiberufler
    Selbstständige haben oft keinen Anspruch auf Krankengeld und müssen bei längerer Krankheit ihre laufenden Kosten aus eigener Tasche finanzieren. Eine Dread-Disease-Versicherung kann hier als finanzieller Puffer dienen.
  2. Hauptverdiener in Familien
    Wenn das Einkommen einer Person maßgeblich für den Familienunterhalt verantwortlich ist, kann die Einmalzahlung bei schwerer Krankheit die Familie vor finanziellen Schwierigkeiten bewahren.
  3. Personen mit hohen finanziellen Verpflichtungen
    Immobilieneigentümer mit laufenden Krediten oder Personen mit anderen langfristigen finanziellen Verpflichtungen profitieren von der sofortigen Liquidität.
  4. Ergänzung zur Berufsunfähigkeitsversicherung
    Die Dread-Disease-Versicherung kann als sinnvolle Ergänzung zur BU-Versicherung dienen, da sie bereits bei Diagnose und nicht erst bei Berufsunfähigkeit zahlt.

Insbesondere für Menschen, die keine ausreichende Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen können, kann die Dread-Disease-Versicherung eine Alternative sein. 

Personen, für die sie weniger geeignet ist

Personen mit umfassendem sozialen Schutz und guten betrieblichen Sozialleistungen sowie Menschen mit geringen finanziellen Verpflichtungen und ausreichenden Rücklagen benötigen möglicherweise keinen zusätzlichen Schutz. Personen mit schweren Vorerkrankungen können hingegen Schwierigkeiten haben, Versicherungsschutz zu erhalten, oder müssen hohe Prämien bezahlen.

 

Kosten der Dread-Disease-Versicherung

Die Kosten einer Dread-Disease-Versicherung hängen von verschiedenen Faktoren ab:

  1. Alter beim Vertragsabschluss
    Je jünger der Versicherungsnehmer, desto günstiger die Prämie. Ein 30-Jähriger zahlt deutlich weniger als ein 45-Jähriger für die gleiche Versicherungssumme.
  2. Versicherungssumme
    Die gewünschte Auszahlungssumme beeinflusst die Prämie direkt proportional. Übliche Versicherungssummen liegen zwischen 50.000 und 500.000 Euro.
  3. Gesundheitszustand
    Eine umfassende Gesundheitsprüfung ist obligatorisch. Vorerkrankungen können zu Risikozuschlägen oder Ausschlüssen führen.
  4. Beruf und Hobbys
    Risikoberufe und gefährliche Hobbys können die Prämie erhöhen oder zum Ausschluss führen.

Beispielrechnungen

  1. Beispiel 1:   35-jähriger Angestellter:  Versicherungssumme: 100.000 Euro / Laufzeit: bis 67 Jahre / Monatliche Prämie: ca. 45-65 Euro
  2. Beispiel 2: 40-jährige Selbstständige: Versicherungssumme: 200.000 Euro / Laufzeit: bis 65 Jahre / Monatliche Prämie: ca. 120-160 Euro

Prämiengestaltung und Vertragslaufzeit
Die meisten Anbieter bieten sowohl konstante als auch steigende Prämien an. Bei konstanten Prämien zahlt der Versicherungsnehmer über die gesamte Laufzeit den gleichen Betrag, während bei steigenden Prämien die Kosten jährlich um einen bestimmten Prozentsatz erhöht werden.

Einflüsse auf die Versicherungsprämie
Die Gesundheitsprüfung ist der wichtigste Faktor für die Prämienberechnung. Dabei werden folgende Aspekte berücksichtigt:

Medizinische Faktoren:

  • Body-Mass-Index (BMI)
  • Blutdruck und Cholesterinwerte
  • Familiäre Vorbelastungen
  • Bisherige Erkrankungen und Operationen
  • Regelmäßige Medikamenteneinnahme

Lifestyle-Faktoren:

  • Rauchen (kann die Prämie um 50-100% erhöhen)
  • Alkoholkonsum
  • Sportliche Aktivitäten
  • Ernährungsgewohnheiten

Berufliche Risiken
Bestimmte Berufsgruppen werden als Risikoberufe eingestuft:

  • Piloten und Flugpersonal
  • Berufsfeuerwehrleute
  • Sprengmeister
  • Taucher
  • Dachdecker

Diese Berufe können zu Risikozuschlägen von 25-100% führen oder in Extremfällen zum Ausschluss vom Versicherungsschutz.

Geografische Faktoren
Auch der Wohnort kann die Prämie beeinflussen. Regionen mit erhöhter Umweltbelastung oder höherer Kriminalitätsrate können zu geringfügigen Zuschlägen führen.

 

Alternativen zur Dread-Disease-Versicherung

Alternativen zur Dread-Disease-Versicherung gibt es einige, die je nach individueller Situation und Bedürfnissen des Versicherten in Betracht gezogen werden können. 

  1. Berufsunfähigkeitsversicherung
    Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist eine umfassende Versicherung, die finanzielle Sicherheit bei dauerhafter Berufsunfähigkeit durch Krankheit oder Unfall bietet. Sie zahlt eine monatliche Rente aus und eignet sich auch für Selbstständige und Freiberufler ohne gesetzliche Absicherung. Im Vergleich zur Dread-Disease-Versicherung ist sie allerdings meist teurer und erfordert die Beantwortung von zusätzlichen  Gesundheitsfragen, die zu zusätzlichen Kosten oder Leistungsausschlüssen führen können.

  2. Dienstunfähigkeitsversicherung
    Die Dienstunfähigkeitsversicherung ist für Beamte und Soldaten gedacht und bietet Schutz im Falle einer Dienstunfähigkeit durch eine monatliche Rente. Sie ist meist günstiger als die Berufsunfähigkeitsversicherung, da Beamte und Soldaten als weniger risikoreich gelten. Gesundheitsprüfungen und mögliche Risikoaufschläge oder Ausschlüsse sind auch Teil des Vertrages.

  3. Erwerbsminderungsrente
    Die Erwerbsminderungsrente bietet staatliche Unterstützung, wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann. Sie wird von der Deutschen Rentenversicherung gezahlt, reicht aber oft nicht aus, um den vorherigen Lebensstandard zu halten. Es gibt bestimmte Anspruchsvoraussetzungen und sie ist nicht für Selbstständige und Freiberufler geeignet.

  4. Grundfähigkeitsversicherung
    Die Grundfähigkeitsversicherung bietet Schutz bei Verlust von wichtigen Fähigkeiten wie Sehen oder Gehen. Sie ist eine Ergänzung zu anderen Versicherungen und kann auch für Personen mit Vorerkrankungen interessant sein.

  5. Krankentagegeldversicherung
    Die Krankentagegeldversicherung bietet eine tägliche Geldleistung bei Krankheit als Alternative zur Dread-Disease-Versicherung, die einmalig bei bestimmten Krankheiten zahlt. Die Leistungsdauer und die Höhe des Krankentagegeldes sind begrenzt.

 

Empfehlungen für den Abschluss

Vor dem Abschluss einer Dread-Disease-Versicherung sollte eine umfassende Bedarfsanalyse durchgeführt werden:

  1. Finanzielle Situation analysieren: Welche laufenden Kosten müssen bei Krankheit weiter getragen werden?
  2. Bestehenden Schutz prüfen: Welche Leistungen bieten bereits vorhandene Versicherungen?
  3. Familiäre Situation berücksichtigen: Sind Angehörige auf das Einkommen angewiesen?
  4. Berufliche Risiken bewerten: Wie hoch ist das Risiko schwerer Krankheiten im ausgeübten Beruf?

Vertragsgestaltung optimieren

  1. Versicherungssumme richtig wählen:
    Die Versicherungssumme sollte das 3-5-fache des Jahreseinkommens betragen oder die Summe der zu deckenden finanziellen Verpflichtungen.
  2. Laufzeit festlegen:
    Die Versicherung sollte bis zum Renteneintritt oder bis zur vollständigen Tilgung größerer Kredite laufen.

Zusatzoptionen prüfen:

Anbietervergleich und Vertragsabschluss
Ein gründlicher Anbietervergleich ist essentiell!  Wichtige Vergleichskriterien sind:

  • Anzahl und Definition der versicherten Krankheiten
  • Höhe der Prämien
  • Finanzstärke des Versicherers
  • Kulanz bei der Leistungsregulierung
  • Vertragsbedingungen und Ausschlüsse

Timing des Abschlusses:
Je früher der Abschluss erfolgt, desto günstiger sind die Prämien und desto geringer ist das Risiko von Vorerkrankungen, die zum Ausschluss führen könnten.

 

Zusammenfassung

Die Dread-Disease-Versicherung, auch Schwere-Krankheiten-Versicherung genannt, leistet eine Kapitalzahlung bei Diagnose bestimmter schwerer Krankheiten, wie Herzinfarkt oder Krebs. Sie ist besonders für Selbstständige, Hauptverdiener in Familien und Personen mit hohen finanziellen Verpflichtungen sinnvoll und kann ergänzend oder als Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung dienen. Die Kosten hängen von Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand und Beruf ab. Vor dem Abschluss sollte man seine finanzielle Situation und bestehenden Schutz analysieren, die Versicherungssumme anpassen und Anbieter vergleichen.

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