Personenversicherungen

Private Unfallversicherung: Umfassender Schutz & Leistungen im Detail

Die private Unfallversicherung ist ein wichtiger Teil der Risikoabsicherung in Deutschland und schließt Lücken der gesetzlichen Unfallversicherung.  Sie deckt nicht nur Arbeitsunfälle, sondern auch Unfälle im Haushalt und in der Freizeit ab und bietet umfangreiche Leistungen, die über Invaliditätszahlungen hinausgehen. Trotz der umfassenden Deckung bleibt die private Unfallversicherung erschwinglich.

 

Was ist ein Unfall?

Ein Unfall in der privaten Unfallversicherung ist ein plötzliches Ereignis, das körperliche Schäden oder den Tod verursacht. Er muss unerwartet und unfreiwillig passieren und von außen einwirken, nicht durch Krankheit oder Selbstverletzung verursacht sein. Arten von Unfällen können z.B. Verkehrsunfälle oder Stürze sein. Bestimmte Herzinfarkte oder Schlaganfälle können ebenfalls als Unfall gelten, wenn sie plötzlich eintreten. Die Schädigung muss ärztlich dokumentiert sein, um anerkannt zu werden.

 

Gesetzliche versus private Unfallversicherung

Die gesetzliche Unfallversicherung ist für Arbeitnehmer verpflichtend und greift bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten. Sie wird durch Arbeitgeberbeiträge finanziert und ist für Arbeitnehmer kostenfrei, bietet aber begrenzte Leistungen. Die private Unfallversicherung ist freiwillig, deckt Unfälle in allen Lebensbereichen ab und bietet je nach Vertrag individuelle Leistungen, die auch lebenslang gelten können.

 

Für wen ist eine private Unfallversicherung sinnvoll?

Die Notwendigkeit einer privaten Unfallversicherung ist abhängig von der persönlichen Situation. Sie ist vor allem für Menschen wichtig, die durch die gesetzliche Unfallversicherung nicht oder nicht genügend geschützt sind.

  1. Rentner sind eine Risikogruppe, weil sie nicht mehr durch die Berufsunfallversicherung abgesichert sind und ein höheres Sturzrisiko haben.
  2. Selbstständige und Freiberufler sind nicht automatisch gesetzlich unfallversichert und sollten daher eine private Unfallversicherung in Erwägung ziehen, die berufliche und private Risiken abdeckt.
  3. Hausfrauen und -männer sowie Kinder vor dem Schuleintritt fallen ebenfalls nicht unter den Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung und sollten eine private Unfallversicherung in Betracht ziehen. 
  4. Personen mit risikoreichen Freizeitaktivitäten profitieren von einer privaten Unfallversicherung, da sie weltweiten Schutz bei Sport- und anderen Freizeitunfällen bietet.

 

Versicherungsschutz und Leistungsumfang im Detail

Die private Unfallversicherung bietet verschiedene Leistungen an, die vom gewählten Vertrag und Tarif abhängen.

  1. Die Invaliditätsleistung zahlt bei dauerhaften Gesundheitsschäden nach Unfällen eine Geldsumme, die von der Versicherungssumme und dem Grad der Invalidität abhängig ist. Der Invaliditätsgrad wird über eine Gliedertaxe bestimmt, die jedem Körperteil einen Prozentwert zuweist. Die Gliedertaxe des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft dient als Richtlinie, jedoch können einzelne Versicherer abweichende Werte festlegen.
  2. Die private Unfallversicherung bietet neben der Leistung bei Invalidität auch eine Todesfallleistung für Hinterbliebene, um finanzielle Lasten zu mindern. Die Versicherungssumme im Todesfall beträgt üblicherweise zwischen 5.000 und 10.000 Euro, kann aber gegen einen Aufpreis erhöht werden.
  3. Die Unfallrente ist eine lebenslange Leistung für Schwerunfallgeschädigte, die nicht voll arbeiten können. Ihre Höhe richtet sich nach dem Grad der Invalidität und der vereinbarten Rentensumme und wird oft ab 50 Prozent Invalidität gezahlt.
  4. Moderne Unfallversicherungen bieten zusätzliche Leistungen wie Tagegeld, Komageld, Krankenhaustagegeld und Genesungsgeld an, um Einkommensausfälle und zusätzliche Kosten bei unfallbedingter Arbeitsunfähigkeit oder Krankenhausaufenthalten zu kompensieren.
  5. Die Übergangsleistung ist eine Soforthilfe für Personen, die einen Unfall erlitten haben. Sie bietet schnelle finanzielle Unterstützung, bevor die endgültige Invalidität festgestellt wird. Die Höhe der Leistung hängt von der Schwere der Verletzung ab und kann bei schweren Verletzungen zwischen 10.000 und 50.000 Euro betragen.
  6. Die Übernahme der Kosten für Such-, Rettungs- oder Bergungseinsätze ist in vielen Versicherungstarifen enthalten und besonders für Risikosportler relevant. Die Deckungssummen liegen in der Regel zwischen 50.000 und 100.000 Euro und beinhalten auch die Kosten für den Transport in Kliniken sowie Rückführungskosten.
  7. Kosmetische Operationen nach Unfällen werden oft von privaten Unfallversicherungen bezahlt, mit Deckungssummen bis zu 100.000 Euro.

 

Kostenstruktur und Prämiengestaltung

Die Kosten für eine private Unfallversicherung variieren erheblich je nach verschiedenen Faktoren wie Alter, Beruf, Versicherungssumme und gewählten Zusatzleistungen. 

Die Versicherungssumme ist ein zentraler Kostenfaktor.

  1. Experten raten zu einer Basisversicherungssumme vom Dreifachen des Bruttojahreseinkommens.
  2. Bei höherem Einkommen oder speziellen Risiken kann mehr Absicherung nötig sein.
  3. Die gewählte Progression wirkt sich auf die Prämienhöhe aus, wobei höhere Stufen teurer sind.

Die private Unfallversicherung ist für unterschiedliche Zielgruppen erschwinglich.

  1. Ein 25-jähriger Fachangestellter kann schon ab vier Euro monatlich eine Versicherung mit 100.000 Euro Versicherungssumme erhalten.
  2. Ein 14-jähriger Schüler zahlt für eine Grundsumme von 75.000 Euro nur etwa 1,98 Euro monatlich.
  3. Ältere Personen zahlen mehr, so kostet die Versicherung für einen 65-jährigen Rentner ab 2,98 Euro monatlich.
  4. Die Kosten für Unfallversicherungen steigen mit dem Alter und je nach gewählten Leistungen.

Bei der Kalkulation von Versicherungsprämien werden verschiedene Risikofaktoren wie Beruf und Freizeitaktivitäten berücksichtigt.

  1. Bürojobs gelten als risikoarm, während körperlich fordernde Berufe höhere Prämien verursachen.
  2. Extremsportarten können Prämienzuschläge oder Ausschlüsse nach sich ziehen.

 

Berechnungsmethoden: Gliedertaxe und Progressionssysteme

In der privaten Unfallversicherung wird die Leistungsberechnung über ein standardisiertes System, bestehend aus der Gliedertaxe und wahlweise Progressionsmodellen, durchgeführt.

Gliedertaxe

Die Gliedertaxe bewertet Körperteile und Sinnesorgane nach ihrem prozentualen Wert für die Gesamtleistungsfähigkeit des Menschen, wodurch Invaliditätsgrade objektiv und nachvollziehbar ermittelt werden können.

  1. Die Allgemeinen Unfallversicherungsbedingungen (AUB) 2014 geben Empfehlungen für die Bewertung von Invaliditätsgraden bei Körperschäden. Diese sind jedoch nicht bindend, und Versicherungen können bessere Konditionen anbieten. Laut Standardwerten wird der Verlust eines Arms oder Beins über dem Oberschenkel zum Beispiel  mit 70% Invalidität bewertet, bis zur Mitte des Unterschenkels mit 55%.
  2. Verlust oder Beeinträchtigung von Sinnesorganen und Fingern wird unterschiedlich bewertet. Ein verlorenes Auge gilt als 50-prozentiger Verlust, Hörverlust auf einem Ohr als 30 Prozent, Geruchssinn 10 Prozent und Geschmackssinn 5 Prozent. Der Daumen ist mit 20 Prozent bewertet, der Zeigefinger mit 10 Prozent und andere Finger mit 5 Prozent.
  3. Bei einem Unfall mit mehreren verletzten Körperteilen werden die Invaliditätsgrade summiert, wobei die Gesamtinvalidität auf maximal 100 Prozent begrenzt ist. Körperteile, die nicht in der Gliedertaxe stehen, werden nach dem Grad der dauerhaften Einschränkung bewertet, wobei das Leistungsvermögen einer durchschnittlichen Person gleichen Alters und Geschlechts als Maßstab dient. Die Beurteilung erfolgt rein medizinisch.

Progressionssystem

Das Progressionssystem ist eine Erweiterung der linearen Leistungsberechnung in der Versicherung, die den steigenden finanziellen Bedarf bei höheren Invaliditätsgraden beachtet. Bei einer Progression erhalten Versicherte bei höheren Invaliditätsgraden eine überproportional höhere Leistung als bei einem linearen Modell.

  1. Die häufigsten Progressionsstufen bei Versicherungen sind 225%, 350% und 500%. Bei 500% Progression und Vollinvalidität bekommt der Versicherte die fünffache Grundsumme. Die Progression wird oft schrittweise mit Schwellen bei 25% und 50% Invalidität angewendet. Überschreitet man diese Grenzen, steigt die Entschädigung entsprechend.
  2. Ein praktisches Beispiel zeigt,
    • dass bei einer Grundsumme von 100.000 Euro und einem Invaliditätsgrad von 50 Prozent ohne Progression 50.000 Euro ausgezahlt werden.
    • Mit einer Progression von 350 Prozent erhöht sich die Auszahlung auf die volle Summe von 100.000 Euro.
    • Bei Vollinvalidität würde die Leistung sogar auf 350.000 Euro ansteigen.

Höhere Progressionen führen zu entsprechend höheren Prämien, bieten jedoch im Schadensfall erheblich bessere Leistungen, insbesondere bei schweren Unfällen.

 

Kosten und Beitragsfaktoren verstehen

Die Kosten einer privaten Unfallversicherung werden durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst.

  1. Der aktuell ausgeübte Beruf stellt dabei den wichtigsten Faktor dar, da das Gefahrenpotenzial zwischen verschiedenen Tätigkeiten erheblich variiert. Versicherungen teilen Berufe in Gefahrengruppen ein:
    1. Gefahrengruppe A umfasst Personen mit kaufmännischer oder verwaltender Tätigkeit,
    2. Gefahrengruppe B beinhaltet Berufe mit körperlicher oder handwerklicher Tätigkeit und ist mit höheren Beiträgen verbunden.

  2. Das Alter hat ebenfalls einen signifikanten Einfluss auf die Beitragshöhe:
    1. 40-jährige Erwachsene: 7-22 Euro monatlich bei 150.000 Euro Invaliditätssumme
    2. 8-jährige Kinder: 3-8 Euro monatlich
    3. 70-jährige Senioren: 10-38 Euro monatlich

  3. Als Richtwert für die Versicherungssumme sollte mindestens das Dreifache des aktuellen Bruttojahreseinkommens angestrebt werden, wobei 100.000 Euro die Untergrenze darstellen. Optimal wäre jedoch eine Versicherungssumme, die das Fünffache des Jahresgehalts beträgt.

 

Deckungsausschlüsse und Leistungsgrenzen

Die private Unfallversicherung legt fest, was als Unfall gilt und welche Schäden nicht versichert sind, wie zum Beispiel vorsätzliche Selbstverletzungen. 

  1. Gesundheitsschäden ohne äußere Einwirkung, wie Herzinfarkte, sind normalerweise nicht abgedeckt, es sei denn, sie folgen auf einen Unfall. Manche Tarife bieten allerdings erweiterten Schutz an.
  2. Schäden durch Langzeitbelastung oder Verschleiß und Unfälle unter Alkohol- oder Drogeneinfluss sind in Versicherungstarifen besonders geregelt, wobei bis zu festgelegten Promillegrenzen Leistungen gewährt werden.
  3. Unfälle während der Begehung von Straftaten oder bei Kriegsereignissen sind ausgeschlossen.
  4. Moderne Tarife decken jedoch zunehmend auch Impfschäden, Insektenstichfolgen oder allergische Reaktionen.
  5. Vorbestehende Krankheiten können zu Leistungskürzungen führen, wobei manche Versicherer darauf verzichten, wenn die Mitwirkung gering ist.

 

Alternativen zur Unfallversicherung

Für Personen, die keinen angemessenen Schutz durch eine private Unfallversicherung erhalten können, existieren verschiedene Alternativen.

  1. Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist die hochwertigstes Absicherung und bietet Schutz bei allen Erkrankungen, einschließlich psychischer Leiden. 
  2. Weitere Alternativen umfassen:

 

Praktische Empfehlungen

Basierend auf der umfassenden Analyse lassen sich konkrete Handlungsempfehlungen ableiten.

  1. Der erste Schritt bei der Absicherung gegen Berufsunfähigkeit ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu prüfen.
  2. Bei der privaten Unfallversicherung ist die Auswahl der passenden Versicherungssumme wichtig, mit mindestens 500.000 Euro bei Vollinvalidität.
  3. Man sollte auch auf eine verbesserte Gliedertaxe und eine Progression von 300-500 Prozent achten, da diese im Schadensfall bessere Leistungen bieten.

Spezifische Empfehlungen für verschiedene Zielgruppen:

  • Rentner: Unfallversicherung mit Assistance-Services
  • Selbstständige: Umfassender Schutz ohne BU-Alternative
  • Eltern: Günstige Kinderunfallversicherung ab 3 Euro monatlich
  • Risikosportler: Weltweiter 24-Stunden-Schutz

 

Unfall­ver­sicherung mit Beitragsrückgewähr

Die Idee, dass Versicherte ihre Beiträge zurückerhalten, wenn kein Unfall passiert, klingt zunächst verlockend. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass der vermeintlich kostenfreie Versicherungsschutz eigentlich eine Kombination aus Unfallversicherung und Sparvertrag ist, ähnlich einer Lebens- oder Rentenversicherung. Der scheinbare Vorteil entpuppt sich somit als Marketingstrategie. Siehe auch:  UBR - sinnvoll oder nicht

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