Deutsche Haushalte unterhalten durchschnittlich 11,5 Versicherungsverträge und geben dabei jährlich 1.596 Euro für ihren Versicherungsschutz aus. Doch viele dieser Policen sind überflüssige Versicherungen, die mehr kosten als nutzen. Mit 475,5 Millionen Versicherungsverträgen erreicht Deutschland eine internationale Spitzenposition bei der Versicherungsdichte. Problematisch wird diese Versicherungsdichte, wenn man die Verteilung betrachtet: Während 46% der Haushalte eine Rechtsschutzversicherung besitzen, haben nur 26% eine Berufsunfähigkeitsversicherung und lediglich 17% eine Risikolebensversicherung abgeschlossen. Diese Zahlen zeigen eine Schieflage: Viele Deutsche versichern sich gegen geringfügige Risiken, vernachlässigen aber existenzielle Gefahren.
Überflüssige Versicherungen
Die Identifikation überflüssiger Versicherungskategorien erfordert eine systematische Herangehensweise, die sowohl die individuelle Lebenssituation als auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis berücksichtigt. Während einige Versicherungen gesetzlich vorgeschrieben oder existenziell notwendig sind, fallen andere in die Kategorien überflüssiger Versicherungen, da sie entweder bereits durch andere Policen abgedeckt sind, unrealistische Risiken versichern oder unverhältnismäßig teure Prämien verlangen.
- Elektronik- und Geräteversicherungen: Teure Absicherung mit geringem Mehrwert
Elektronikversicherungen für Smartphones, Tablets, Laptops oder Haushaltsgeräte gehören zu den klassischen Kategorien überflüssiger Versicherungen mit Begründung. Diese Policen kosten oft zwischen 10 und 20 Prozent des Gerätewertes jährlich, während die Wahrscheinlichkeit eines Schadens statistisch gering ist. Das Einsparpotenzial durch Verzicht auf diese Versicherungskategorie beträgt somit mehrere hundert Euro jährlich für einen durchschnittlichen Haushalt. Die Begründung für die Überflüssigkeit liegt in mehreren Faktoren:- sind viele Schäden bereits durch die Hausratversicherung abgedeckt.
- bieten Hersteller häufig kostenlose Garantieleistungen für die ersten zwei Jahre.
- sinkt der Zeitwert elektronischer Geräte so schnell, dass die Versicherungsleistung oft weit unter dem ursprünglichen Kaufpreis liegt.
- Brillenversicherungen: Luxusschutz mit fragwürdigem Nutzen
Brillenversicherungen versprechen Schutz vor Bruch, Beschädigung oder Verlust der Sehhilfe, gehören jedoch eindeutig zu den Kategorien überflüssiger Versicherungeng. Die jährlichen Prämien betragen zwischen 50 und 120 Euro, während eine neue Brille durchschnittlich alle drei bis vier Jahre benötigt wird. Die mathematische Analyse zeigt die Unwirtschaftlichkeit deutlich:- Bei einer durchschnittlichen Brillenversicherung von 80 Euro jährlich zahlen Versicherte über vier Jahre 320 Euro Prämien. Eine neue Brille kostet im Durchschnitt 300 bis 400 Euro, wobei die Versicherung oft nur den Zeitwert erstattet und Selbstbeteiligungen verlangt.
- Zusätzlich bieten viele Optiker bereits Garantieleistungen oder Reparaturservices an.
- Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt zudem einen Teil der Kosten bei medizinisch notwendigen Sehhilfen.
- Experten empfehlen stattdessen, das gesparte Geld anzulegen und bei Bedarf eine neue Brille zu finanzieren.
- Reiserücktrittsversicherungen für Kurztrips: Überteuerte Absicherung
Reiserücktrittsversicherungen für kurze Inlandsreisen oder günstige Trips gehören zu den häufig übersehenen Kategorien überflüssiger Versicherungen. Während diese Versicherungen bei teuren Fernreisen durchaus sinnvoll sein können, ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei Kurztrips oft ungünstig. Die Begründung liegt in der Relation zwischen Versicherungskosten und potenziellem Schaden:- Eine Reiserücktrittsversicherung kostet typischerweise 5 bis 8 Prozent des Reisepreises. Bei einer 300-Euro-Städtereise bedeutet dies 15 bis 24 Euro Versicherungsprämie für einen sehr unwahrscheinlichen Schadensfall.
- Laut einer Analyse der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2024 liegt die Schadenquote bei Reiserücktrittsversicherungen für Kurzreisen unter 3 Prozent. Gleichzeitig enthalten die Policen zahlreiche Ausschlussklauseln, die viele Rücktrittsgründe nicht abdecken. Das eingesparte Geld lässt sich besser als Rücklage für unvorhergesehene Reisekosten verwenden.
- Insassenunfallversicherungen: Doppelter Schutz ohne Mehrwert
Die Insassenunfallversicherung für Kraftfahrzeuge zählt zu den klassischen Kategorien überflüssiger Versicherungen, da sie Risiken abdeckt, die bereits durch andere Versicherungen geschützt sind. Diese Police kostet jährlich zwischen 30 und 80 Euro pro versicherte Person und verspricht Leistungen bei Unfällen als Fahrzeuginsasse. Die gesparten Prämien lassen sich sinnvoller in eine private Unfallversicherung oder Berufsunfähigkeitsversicherung investieren. Die Überflüssigkeit ergibt sich aus der mehrfachen Absicherung:- Die Kfz-Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers übernimmt Personenschäden.
- Die gesetzliche Unfallversicherung greift bei Arbeits- und Wegeunfällen.
- Private Unfallversicherungen bieten umfassenderen Schutz für alle Lebensbereiche, nicht nur im Straßenverkehr.
- Glasversicherungen: Spezieller Schutz mit begrenztem Nutzen
Glasversicherungen für Fenster, Türen oder Glasmöbel gehören in den meisten Fällen zu den Kategorien überflüssiger Versicherungen. Diese Spezialversicherungen kosten jährlich 50 bis 150 Euro und decken Glasbruchschäden ab, die nicht durch andere Ursachen entstehen. Die Begründung für die Überflüssigkeit liegt in der begrenzten Schadenshäufigkeit und den bereits vorhandenen Absicherungen:- Die Hausratversicherung übernimmt Glasschäden durch Einbruch, Sturm oder andere versicherte Gefahren.
- Die Gebäudeversicherung deckt fest eingebaute Glaselemente ab.
- Spontane Glasbrüche ohne äußere Einwirkung sind statistisch selten und meist kostengünstig zu reparieren.
- Rechtsschutzversicherungen in Teilbereichen: Selektiver Schutz mit Lücken
Spezielle Rechtsschutzversicherungen für einzelne Lebensbereiche wie Verkehr, Wohnen oder Internet gehören häufig zu den Kategorien überflüssiger Versicherungen. Diese Teilversicherungen kosten zwischen 80 und 200 Euro jährlich und bieten nur begrenzten Schutz für spezifische Rechtsbereiche. Die Problematik liegt in der eingeschränkten Deckung und den hohen Kosten pro Rechtsgebiet:- Rechtliche Probleme überschneiden oft verschiedene Bereiche, sodass Teilversicherungen nicht greifen.
- Eine umfassende Rechtsschutzversicherung bietet besseren Schutz zu nur geringfügig höheren Kosten.
- Viele Rechtsstreitigkeiten lassen sich durch außergerichtliche Einigungen oder kostenlose Beratungsangebote lösen.
- Die gesparten Prämien mehrerer Teilversicherungen finanzieren eine umfassende Police oder bilden eine Rücklage für Anwaltskosten.
- Sterbegeldversicherungen: Teure Vorsorge mit besseren Alternativen
Sterbegeldversicherungen versprechen die Finanzierung von Bestattungskosten, zählen jedoch zu den umstrittenen Kategorien überflüssiger Versicherungen. Diese Policen kosten monatlich 10 bis 50 Euro und bieten Leistungen zwischen 3.000 und 10.000 Euro im Todesfall.
Die Unwirtschaftlichkeit zeigt sich in der langen Laufzeit und niedrigen Verzinsung:- Bei einer 30-jährigen Laufzeit und 25 Euro monatlicher Prämie zahlen Versicherte 9.000 Euro ein für eine Versicherungsleistung von 8.000 Euro. Die Rendite liegt deutlich unter der Inflation.
- Gleichzeitig bieten Sparpläne oder Festgeldanlagen bei gleicher Einzahlung höhere Erträge und flexible Verfügbarkeit.
- Haustierkrankenversicherungen: Emotionale Entscheidung mit hohen Kosten
Krankenversicherungen für Haustiere erleben wachsende Beliebtheit, gehören jedoch oft zu den Kategorien überflüssiger Versicherungen. Diese Policen kosten jährlich 200 bis 800 Euro pro Tier und versprechen Übernahme von Tierarztkosten bei Krankheit oder Unfall. Die Problematik liegt in den hohen Prämien, Selbstbeteiligungen und Leistungsausschlüssen:- Viele Versicherungen schließen Vorerkrankungen, Erbkrankheiten oder altersbedingte Leiden aus.
- Die Wartezeiten betragen oft mehrere Monate.
- Routinebehandlungen wie Impfungen oder Wurmkuren sind oft nicht versichert.
- Fahrradversicherungen: Spezialschutz mit fraglichem Mehrwert
Spezielle Fahrradversicherungen für hochwertige Räder oder E-Bikes gehören in vielen Fällen zu den Kategorien überflüssiger Versicherungen. Diese Policen kosten jährlich 5 bis 15 Prozent des Fahrradwerts und versprechen Schutz vor Diebstahl, Vandalismus oder Unfallschäden. Die Überflüssigkeit ergibt sich aus der bereits vorhandenen Absicherung durch die Hausratversicherung:- Die Hausratversicherung deckt Fahrraddiebstahl aus verschlossenen Räumen und oft auch unterwegs ab.
- Viele Hausratversicherungen bieten gegen geringen Aufpreis erweiterten Fahrradschutz.
- Die Spezialversicherungen enthalten häufig strenge Sicherheitsauflagen und Ausschlüsse.
Fazit und Handlungsempfehlungen
Die systematische Analyse der Kategorien überflüssiger Versicherungen zeigt erhebliches Einsparpotenzial für deutsche Haushalte.
- Durch den Verzicht auf unnötige Policen lassen sich jährlich mehrere hundert bis über tausend Euro einsparen, ohne den Versicherungsschutz zu gefährden. Die Entscheidung über die Notwendigkeit einer Versicherung sollte stets auf einer rationalen Kosten-Nutzen-Analyse basieren, nicht auf emotionalen Ängsten oder Verkaufsargumenten. Dabei gilt die Grundregel: Versichern Sie nur existenzbedrohende Risiken und vermeiden Sie Doppelversicherungen.
- Eine regelmäßige Überprüfung des Versicherungsbestands hilft, überflüssige Policen zu identifizieren und das Budget für wirklich notwendige Absicherungen zu optimieren. Die gesparten Prämien lassen sich sinnvoll in eine Notfallrücklage, private Altersvorsorge oder wichtige Versicherungen wie die Berufsunfähigkeitsversicherung investieren. So schaffen Sie echte finanzielle Sicherheit statt teurer Scheinsicherheit durch überflüssige Versicherungskategorien.
Die wichtigste Erkenntnis
Versicherungen sollten nur existenzielle Risiken abdecken, die aus eigenen Mitteln nicht mehr tragbar wären. Alles andere sind oft überflüssige Versicherungen, die mehr Kosten als Nutzen und das Haushaltsbudget unnötig belasten.