Bis 2018 mussten deutsche Beamte, die sich für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) entschieden, die Beiträge vollständig selbst bezahlen und verloren ihre Beihilfeansprüche, was die GKV unattraktiver als die private Krankenversicherung (PKV) machte. Hamburg führte 2018 als erstes Bundesland eine Reform ein, die es Beamten und Richtern ermöglichte, zwischen GKV und PKV zu wählen. Diese Option wurde später auch von Bremen, Brandenburg, Berlin, Sachsen und Thüringen übernommen. Seit Anfang 2023 können auch Beamte in Baden-Württemberg von dieser Regelung profitieren, und ab Januar 2024 wird sie in Sachsen gelten.
Wenn sich Beamte für die GKV entscheiden, erhalten sie nun einen pauschalierten Arbeitgeberzuschuss von 50 Prozent ihrer Beitragskosten, ähnlich wie regulär Beschäftigte. Die Bundesländer erhoffen sich dadurch sinkende Staatsausgaben. Diese Entwicklung könnte zudem den Weg für eine bundesweit einheitliche Bürgerkrankenversicherung ebnen, eine Idee, die derzeit diskutiert wird. Sollte die GKV-Option beliebt werden und viele Beamte sie wählen, könnten private Krankenversicherer vor Herausforderungen stehen, da derzeit 94 Prozent der Beamten PKV nutzen und eine wichtige Kundengruppe für die Versicherungswirtschaft darstellen.
Beihilfe und PKV bleiben für Beamte dennoch attraktiver
Die Vorteile der Kombination von Beihilfe und privater Krankenversicherung (PKV) im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind signifikant.
- Vorteile und Nachteile der Leistungserbringung
- Der Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung ist durch änderbare Gesetze festgelegt und muss grundsätzlich angemessen sowie wirtschaftlich sein.
- Die Beihilfe für Beamte bietet fortschrittliche medizinische Leistungen, Unterstützung durch Heilpraktiker und überdurchschnittliche ärztliche Honorare. In Kombination mit der privaten Krankenversicherung (PKV) können Beamte individuelle Versicherungspakete erhalten, die weit über den Leistungskatalog der GKV hinausgehen. Diese Leistungen sind vertraglich festgelegt und gelten ein Leben lang, während bei der GKV Leistungen veränderlich sind.
- Wirtschaftliche Vorteile und Nachteile
- Beihilfeberechtigte profitieren im Laufe ihrer Lebenszeit davon, dass der Staat 50 bis 80 Prozent der Krankheitskosten übernimmt, sodass Beamte lediglich für eine anteilige Restkostenversicherung aufkommen müssen. Besonders im Rentenalter profitieren sie von einem Beihilfeanteil von 70 Prozent.
- Für Beamte mit einem Einkommen nahe der Beitragsbemessungsgrenze bleibt die Restkostenversicherung in vielen Fällen deutlich günstiger. Unerfreulich könnte es werden, wenn Beamte in den Ruhestand gehen, denn hier gelten als freiwillig Versicherte. Daher werden nicht nur Beiträge auf die Pension erhoben, sondern auch auf alle weiteren Einkünfte wie private Renten, Kapitalerträge und Mieteinnahmen.
- Allerdings zahlen GKV-Versicherte für Kinder keinen Beitrag, während Beamte mit Beihilfe 20 Prozent der Behandlungskosten über eine entsprechende PKV-Restkostenversicherung abdecken müssen.
- Zudem beeinflusst auch die Kosten zur Pflegeversicherung. Während Beamte mit Beihilfe im Pflegefall 50% der Leistungen bereits abgedeckt haben, müssen sie lediglich eine private Pflegeversicherung für den verbleibenden Anteil abschließen. Entscheiden sie sich hingegen für die GKV nach dem Hamburger Modell, muss die Pflegeversicherung noch zuätzlich abgeschlossen werden.
Kontrast zwischen klassischer Beihilfe und Pauschale Beihilfe
Die Einführung der Pauschalbeihilfe repräsentiert eine zusätzliche Option innerhalb des bestehenden rechtlichen Rahmens. Das traditionelle Modell, bestehend aus einer individuellen Beihilfe gekoppelt mit einer privaten Krankenversicherung, bleibt unverändert bestehen. Für jene, die Leistungen der Heilfürsorge beziehen, ergeben sich keine Modifikationen.
- Definition und Zweck
Die Pauschalbeihilfe ist ein neuer Ansatz, der als Alternative zur herkömmlichen individuellen Unterstützung dient. Diese Beihilfe ist eine feste finanzielle Zuwendung, die Arbeitgeber für die Versicherungsprämien ihrer Beamten zahlen, unabhängig davon, ob sie privat oder gesetzlich versichert sind. Ziel ist es, die gesetzliche Krankenversicherung für öffentliche Bedienstete attraktiver zu machen und den Wechsel zu erleichtern. Wer sich für die Pauschalbeihilfe entscheidet, muss endgültig auf individuelle Unterstützungen verzichten. - Höhe
Beamte bekommen eine feste Beihilfe als monatliche Fixsumme ohne Einzelabrechnung. Die Dienststelle unterstützt in der Regel etwa die Hälfte des Beitrags zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), aber höchstens bis zur Hälfte des maximalen Krankenkassenbeitrags. In der GKV hängen die Beiträge vom Einkommen ab, in der privaten Krankenversicherung von Versicherungspaket, Gesundheitszustand und Alter. Die feste Beihilfe variiert nicht mit der familiären Situation. - Vorteile
Die Gesetzesänderung ermöglicht es Beamten und Anwärtern, zwischen individueller und fester Beihilfe bei ihrer Krankenversicherung zu wählen. Dies bietet ihnen mehr Flexibilität und Entscheidungsfreiheit in bestimmten deutschen Bundesländern. - Nachteile
Die Höhe der Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist einkommensabhängig. Mit einer steigenden Beitragsbemessungsgrenze können die Beiträge für Versicherte zunehmen. Im Ruhestand können die Kosten für die GKV steigen, da alle Einkunftsarten berücksichtigt werden. Im Vergleich zur privaten Krankenversicherung (PKV) bietet die GKV oft weniger Leistungen, was zur Notwendigkeit von Zusatzversicherungen führen kann. Einmal für die GKV entschieden, ist dieser Schritt normalerweise nicht rückgängig zu machen, besonders im Falle einer Entscheidung für eine feste Beihilfe. - Sinnhaftigkeit
Die feste Beihilfe kann für Beamte mit niedrigen Gehältern oder Vorerkrankungen gut sein. Generell bietet aber die individuelle Beihilfe mit privater Krankenversicherung (PKV) mehr Vorteile. Flexible PKVs passen sich besser an Veränderungen wie Familienstand oder Alter an.
Schlussfolgerung
Die sogenannte Wahlfreiheit birgt Risiken, denn eine Rückkehr zur traditionellen PKV scheint nach der Wahl der Pauschalbeihilfe ausgeschlossen. Unsicherheiten ergeben sich, wenn man in ein Bundesland mit klassischem Beihilfesystem zieht, da höheres Alter oder verschlechterte Gesundheit den Wiedereinstieg in die PKV erschweren könnten. Dort müsste ein Beamter ohne Pauschalbeihilfe die vollen Kosten für seinen Gesundheitsschutz selbst tragen. Die Pauschalbeihilfe könnte lediglich für befristet angestellte Beamte oder solche mit Familie vor Ort Vorteile bringen. Überwiegend sind jedoch die Vorteile einer individuellen Beihilfe in Kombination mit einem spezialisierten PKV-Tarif für Beamte größer. Maßgeschneiderte PKV-Tarife ermöglichen eine effektivere Abdeckung zusätzlicher Kosten und das Schließen von Leistungslücken.
Zusammenfassung
Deutsche Beamte, die sich früher für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) entschieden, mussten die vollen Beiträge selbst zahlen und verloren ihre Beihilfeansprüche. Seit 2018 ermöglicht Hamburg als erstes Bundesland den Beamten die Wahl zwischen GKV und privater Krankenversicherung (PKV), wobei weitere Länder diese Regelung übernommen haben. Beamte, die die GKV wählen, erhalten jetzt einen pauschalierten Arbeitgeberzuschuss, wodurch sich für die Länder Einsparungen erhoffen und die Diskussion um eine einheitliche Bürgerkrankenversicherung angestoßen wird.
Die Kombination aus Beihilfe und PKV bleibt attraktiv, weil sie lebenslange, vertraglich festgelegte Leistungen und im Alter einen höheren Beihilfeanteil bietet, während die GKV einkommensabhängige Beiträge und geringere Leistungen hat. Die Einführung der Pauschalbeihilfe erweitert die Optionen für Beamte, jedoch ist der Wechsel zur GKV oft nicht reversibel und kann im Ruhestand zu höheren Kosten führen. Insgesamt bietet die individuelle Beihilfe in Kombination mit PKV meist größere Vorteile.