Altersvorsorge

Rürup-Rente: Umfassende Analyse von Definition bis Alternativen

Die Rürup-Rente, auch als Basisrente bekannt, ist ein wichtiger Teil der deutschen Altersvorsorge und wurde 2005 eingeführt.

  1.  Die steuerliche Absetzbarkeit von Beiträgen zur Rürup-Rente ist im Einkommensteuergesetz (§ 10 Abs. 1 Nr. 2b EStG) verankert. Steuerzahler können diese Beiträge als Sonderausgaben geltend machen und so ihr zu versteuerndes Einkommen sowie ihre Steuerlast verringern. 
  2. Die   Basisrente folgt strikten gesetzlichen Regelungen und bietet steuerliche Vorteile während der Einzahlungsphase.
  3. Die Auszahlung beginnt nicht vor dem 62. Lebensjahr und erfolgt ausschließlich als lebenslange Rente
  4. Die gesetzlichen Regelungen untersagen Kapitalabfindungen und frühzeitigen Zugriff auf Altersvorsorgevermögen, um eine den gesetzlichen Renten ähnliche Altersvorsorge zu gewährleisten, die jedoch effizientere private Kapitalmärkte und persönliche Entscheidungsfreiheit bietet.
  5. Für die Zertifizierung von Rürup-Rente-Produkten ist das AltZertG zuständig, welches Transparenz und Verbraucherschutz betont und von Versicherern verlangt, einheitliche Produktinformationsblätter mit Kosten, erwarteter Rendite und Risiken zur Verfügung zu stellen.

 

Zielgruppen der Basisrente

Die Rürup-Rente ist eine Altersvorsorge für Personen, die nicht zur Riester-Rente berechtigt sind oder durch ihr Einkommen von den Steuervorteilen profitieren, wie Selbstständige, Freiberufler und Gutverdiener. Sie richtet sich an jene, die bei anderen staatlich geförderten Rentenmodellen benachteiligt sind.

  1. Selbstständige und Freiberufler, die meist nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind und keine Arbeitgeber-finanzierte Betriebsrente oder Riester-Förderung erhalten, können von der staatlich geförderten  Basisrente als Altersvorsorge profitieren. Diese stellt oft ihre einzige Möglichkeit dar, um staatlich unterstützt für das Alter vorzusorgen.
  2. Gutverdiener profitieren von signifikanten Steuervorteilen durch hohe absetzbare Beitragsgrenzen. Im Steuerjahr 2025 können Einzelverdiener bis zu 29.344 Euro und Verheiratete bis zu 58.688 Euro als Sonderausgaben absetzen. Diese Regelung begünstigt höhere Einkommensgruppen, da sie aus denselben Beiträgen größere Vorteile erhalten.
  3. Freiberufler, die in berufsständischen Versorgungswerken sind, sind eine weitere wichtige Zielgruppe für Rürup-Rente-Produkte. Trotz Zugang zu berufsständischen Pensionsregelungen bieten Rürup-Renten zusätzliche Altersvorsorgeoptionen mit steuerlichen Vorteilen, die die vorhandenen Pensionssysteme ergänzen.
  4. Die Rürup-Rente richtet sich zudem an Personen, die Flexibilität in der Altersvorsorge und Steuervorteile suchen. Sie unterscheidet sich von der Riester-Rente, indem sie weniger strenge Anlagevorschriften hat und keine obligatorischen Garantien fordert. Rürup-Rente erlaubt eine breitere Auswahl bei den Anlageoptionen, einschließlich Aktienfonds, ohne Mindestgarantien.

 

Kostenstrukturen und Gebührenanalyse der Basisrente

Die Kostenstruktur ist entscheidend für die Attraktivität von Rürup-Rente-Produkten. Branchenanalysen zeigen, dass es große Unterschiede zwischen den Anbietern gibt. Die effektiven Kostenquoten variieren erheblich, von weniger als 1% für konkurrenzfähige Produkte bis hin zu 2-4% für teurere Optionen.

  1. Die Effektivkostenquote ist ein wichtiges Kriterium zum Vergleich von Finanzprodukten, da sie alle Kosten in einer Zahl zusammenfasst. Sie wird in Produktinformationsblättern angegeben und ermöglicht den direkten Vergleich verschiedener Angebote. Produkte mit einer Effektivkostenquote unter 1% gelten als wettbewerbsfähig, während solche über 1% als teuer angesehen werden. Hohe Effektivkostenquoten von 2-4% können die Rendite erheblich mindern. Zum Beispiel führt eine Effektivkostenquote von 1% bei einer Bruttorendite von 5% zu einer Nettorendite von 4%, was den Einfluss der Kosten auf den Vermögensaufbau zeigt.
  2. Die Verwaltungskosten für Rürup-Rente-Produkte setzen sich aus festen Jahresgebühren und prozentualen Kosten auf die Beitragszahlungen zusammen. Die festen Gebühren liegen zwischen 12 und 36 Euro pro Jahr. Zusätzlich wird oft eine prozentuale Gebühr von etwa 2% auf die eingezahlten Beiträge erhoben, was bei einer monatlichen Einzahlung von 300 Euro zu jährlichen Kosten von 72 Euro führt.
  3. Portfoliomanagementgebühren sind Kosten, die als Prozentsatz vom gesamten Vertragswert erhoben werden. Diese Gebühren sind neben den versicherungsbezogenen Kosten, die für Rentengarantien und andere Vertragsleistungen anfallen, Teil der Gesamtkosten.
  4. Fondsmanagementgebühren bei aktiv verwalteten Investmentfonds stellen eine zusätzliche Kostenbelastung dar, im Vergleich zu günstigeren Indexfonds oder ETFs. Diese Gebühren können dazu führen, dass der garantierte Zinssatz nach Abzug aller Kosten auf einen kleineren Anteil des Beitrags angewendet wird. Dies kann die tatsächliche Rendite unter den beworbenen Zinssatz drücken.
  5. Die Komplexität der Basisrente-Kostenstrukturen geht über einfache Verwaltungsgebühren hinaus und umfasst verschiedene Abgaben, die für Verbraucher möglicherweise nicht sofort ersichtlich sind. Viele Verträge beinhalten erhebliche Abschlusskosten, die typischerweise über die ersten Jahre des Vertrags amortisiert werden und eine front-loaded Kostenstruktur schaffen, die Versicherungsnehmer, die ihre Verträge vorzeitig kündigen, besonders benachteiligt.

 

Kritische Betrachtung aus Sicht der Verbraucherverbände

Verbraucherschutzorganisationen in Deutschland kritisieren Riester- und Rürup-Rentenprodukte wegen hoher Kosten, mangelnder Flexibilität und Intransparenz.

  1. Der Bund der Versicherten (BdV) bezeichnet Praktiken der Lebensversicherungsbranche als "legalen Rentenbetrug" durch Manipulation von Sterbetafeln.
  2. Riester- und Rürup-Verträge können nicht vorzeitig gekündigt, übertragen oder belehnt werden, was Verbrauchern bei finanziellen Schwierigkeiten den Zugriff auf ihre Ersparnisse verwehrt.
  3. Die Komplexität der Produkte und fehlende Vergleichsmöglichkeiten erschweren Verbrauchern die Entscheidung.
  4. Gerichte haben geurteilt, dass Finanzberater über Nachteile von Rürup-Produkten aufklären müssen.
  5. Erbschaftsbeschränkungen bei Rürup-Renten verhindern, dass das angesammelte Kapital vererbt wird, was zusätzliche Probleme für Verbraucher schafft.

 

Vorteile und Nutzen der Rürup-Rente 

Die Rürup-Rente bietet Steuerpflichtigen, insbesondere Besserverdienern, erhebliche Steuervorteile. Seit 2025 können Einzelpersonen bis zu 29.344 Euro und Verheiratete bis zu 58.688 Euro jährlich steuerlich geltend machen, was zu sofortigen Steuererleichterungen führt. Seit 2023 sind Beiträge bis zu diesen Grenzen vollständig absetzbar. Die  Basisrente bietet besonders für Selbstständige Vermögensschutz und ist flexibel in der Anlagegestaltung, sodass höhere Renditen möglich sind. Sie schützt vor Langlebigkeitsrisiko, indem sie ein lebenslanges Einkommen garantiert und ist für Einkommensschwankungen geeignet, da unregelmäßige Beiträge möglich sind.

 

Nachteile und Einschränkungen

Die Unflexibilität der Rürup-Rente stellt einen großen Nachteil dar, da sie keine Kündigung gegen Barwert, keine Übertragung und keine Teilentnahmen erlaubt. Versicherte können erst im Rentenalter auf ihr Kapital zugreifen, was bei finanziellen Notfällen oder Lebensänderungen problematisch sein kann. Die Pflicht zur Verrentung des Kapitals schränkt die Auswahlmöglichkeiten ein und verhindert größere Auszahlungen für wichtige Anschaffungen oder Erbschaftsplanung. Die Erbschaftsoptionen sind begrenzt und können zu vollständigem Vermögensverlust führen, falls der Versicherungsnehmer früh verstirbt. Hohe Kosten und Gebühren verringern langfristig die Renditen. Die steuerliche Behandlung der Rentenzahlungen kann nachteilig sein, da der steuerfreie Anteil im Laufe der Zeit abnimmt. Die  Basisrente ist aufgrund der fehlenden staatlichen Zuschüsse und der regressiven Nutzenstruktur für Durchschnittsverdiener weniger attraktiv und dient hauptsächlich wohlhabenden Steuerzahlern.

 

Alternative Anlageoptione

  1. Die Riester-Rente ist eine direkte Alternative zu Rürup-Produkten im deutschen Rentensystem und zielt auf Arbeitnehmer ab, die in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind. Sie bietet im Gegensatz zu Rürup-Produkten staatliche Zulagen und Kinderboni, was sie besonders für Familien mit Kindern und Geringverdiener interessant macht. Allerdings gibt es bei Riester strengere Anlagevorschriften und Garantieanforderungen, die die Renditechancen einschränken können. Der Höchstbetrag für förderfähige Beiträge liegt bei 2.100 Euro jährlich, was für Personen, die höhere Beträge sparen möchten, nachteilig sein kann.

  2. Betriebliche Altersversorgung ist besonders für Arbeitnehmer mit Zugang zu arbeitgeberfinanzierten Pensionsplänen eine attraktive Alternative. Sie bietet Vorteile wie Arbeitgeberbeiträge, die eine sofortige Rendite darstellen und steuerliche Vorteile durch Gehaltsumwandlung. Solche Betriebsrenten haben in der Regel mehr Anlageoptionen und sind flexibler als individuelle Rentenprodukte, wobei der Zugang von der Beteiligung des Arbeitgebers und den spezifischen Merkmalen des jeweiligen Plans abhängt, die zwischen Unternehmen und Branchen variieren können.

  3. Private Rentenversicherungen sind flexibler als Rürup-Alternativen, bieten aber weniger Steuervorteile während der Ansparphase. Sie ermöglichen einmalige oder regelmäßige Auszahlungen und garantieren Erbschaftsleistungen. Bei Bedarf kann der Vertrag gegen Barauszahlung gekündigt werden. Steuervorteile gelten hauptsächlich für die Auszahlungsphase und sind für Personen mit hohem Einkommen weniger effizient als Rürup-Produkte. Außerdem bieten sie keinen Vermögensschutz, der Rürup-Verträge für Selbstständige attraktiv macht.

  4. Direktinvestitionen in ETFs und einzelne Aktien bieten eine weitere kosteneffiziente und flexible Anlageoption mit möglicherweise höheren langfristigen Renditen im Vergleich zu versicherungsbasierten Rentenprodukten. ETFs sind mit geringen jährlichen Kosten verbunden, die meist unter 1% liegen, und ermöglichen volle Liquidität sowie Kontrolle über die Anlagestrategie. Im Gegensatz zu formalen Rentenprodukten bieten Direktinvestitionen jedoch keine Steuervorteile, keinen Vermögensschutz und keine Absicherung gegen Langlebigkeit, was bedeutet, dass Anleger diese Risiken selbst managen müssen. Die Flexibilität von Direktinvestitionen erlaubt eine Nachlassplanung und Erbschaftsstrategien, die in Rürup-Strukturen nicht möglich wären.

  5. Auch Immobilieninvestitionen stellen eine alternative Methode für die Altersvorsorge dar, die Schutz gegen Inflation und mögliche Steuervorteile bieten kann. Selbst bewohnte Immobilien können die Wohnkosten im Ruhestand senken und lassen sich als materielles Vermögen vererben, doch sie erfordern eine aktive Verwaltung und bergen das Risiko der Konzentration auf eine Anlageklasse. Mietimmobilien bieten kontinuierliche Einkünfte im Ruhestand, erfordern aber Vermieterkenntnisse und Marktwissen, was nicht für jeden Anleger passend ist.

  6. Banksparkonten und Festgeldkonten sind sichere und liquide Sparoptionen, die jedoch oft keine Inflationsschutz bieten. Sie eignen sich für kurzfristige Sparziele und Notfallfonds, aber nicht unbedingt für langfristige Altersvorsorge aufgrund niedriger Zinsen und der Inflationsrate. Trotzdem können sie eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Rentensparplänen sein, indem sie zusätzliche Liquidität und Sicherheit bieten.

  7. Investmentfonds und aktiv verwaltete Portfolios bieten professionelle Verwaltung und Diversifikationsvorteile bei gleichzeitiger Beibehaltung größerer Flexibilität als versicherungsbasierte Produkte. Diese Ansätze können steuereffiziente Anlagestrategien einbeziehen und Zugang zu institutioneller Anlageverwaltung bieten, beinhalten jedoch typischerweise höhere Kosten als passives Indexinvestieren und bieten möglicherweise nicht die spezifischen Steuervorteile, die durch formelle Rentenprodukte verfügbar sind. Fondsbasierte Ansätze erfordern auch laufende Anlageüberwachung und Neugewichtung, die einige Anleger möglicherweise an Versicherungsproduktstrukturen delegieren möchten.

 

Expertenempfehlungen und bewährte Praktiken

Wir empfehlen, dass Käufer von Rürup-Renten die Effektivkostenquote von Produkten vergleichen, da niedrige Kosten unter 1% als wettbewerbsfähig gelten. Rürup-Renten sind besonders für Personen mit hohem Einkommen und Selbstständige ohne Zugang zu betrieblichen Altersvorsorgeplänen geeignet, die Steuervorteile nutzen können. Es wird jedoch geraten, nicht ausschließlich in Rürup-Produkte zu investieren, sondern einen diversifizierten Finanzplan zu verfolgen. Die Anlagestrategie sollte für jüngere Sparer aktienlastig sein und sich im Alter in Richtung konservativer Allokationen verschieben. Vor einem Vertragsabschluss sollten die Einschränkungen der Basisrente, wie Inflexibilität und Erbschaftsbeschränkungen, sorgfältig geprüft werden. Finanzberater müssen über diese Nachteile aufklären und Alternativen aufzeigen. Steuerexperten raten Personen mit hohem Einkommen, Beiträge in einkommensstarken Jahren zu leisten, um Steuervorteile zu maximieren. Unter Auszahlung, Kündigung, Steuern  finden Sie detaillierte Informationen und Ratschläge zur Auszahlung, Kündigung und steuerlichen Aspekten.

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