Die deutsche Photovoltaikbranche boomt, mit über 5 Millionen installierten Anlagen und einer Gesamtleistung von etwa 100 Gigawatt bis Ende 2024. Photovoltaik Versicherungen werden für Anlagenbetreiber immer wichtiger, da die Anlagen eine große Investition darstellen und sich erst nach mehreren Jahren amortisieren. Laut Stiftung Warentest bieten 57 von 95 Versicherungstarifen den empfohlenen Mindestschutz.
Marktentwicklung und Bedeutung der Photovoltaik Versicherung
Der deutsche Photovoltaikmarkt hat sich dynamisch entwickelt und gehört zu den weltweit führenden Solarmärkten mit fast 98 Gigawatt installierter Leistung Ende 2024. Der Zubau im Jahr 2024 lag bei über 16 Gigawatt Peak und somit über dem Regierungsziel von 13 Gigawatt. Photovoltaik steuert bereits 14,5 Prozent zur Stromerzeugung bei. Hohe Investitionssummen für private PV-Anlagen zeigen die wirtschaftliche Bedeutung und die Notwendigkeit von spezialisiertem Versicherungsschutz.
Arten des Versicherungsschutzes und Deckungsumfang
Eine Photovoltaik Versicherung kann grundsätzlich auf drei verschiedenen Wegen realisiert werden, wobei jede Option spezifische Vor- und Nachteile aufweist.
- Die erste Möglichkeit stellen Wohngebäudepolicen dar, die eine Solaranlage von vornherein komplett mitabdecken. Diese integrierte Lösung bietet den Vorteil, dass bei Schäden sowohl am Gebäude als auch an der PV-Anlage nur ein Versicherungsanbieter zuständig ist, was Zuständigkeitskonflikte vermeidet.
- Die zweite Option sind Zusatzbausteine zur bestehenden Wohngebäudeversicherung, über die ein erweiterter Schutz eingeschlossen werden kann. Diese Variante ist besonders kostengünstig, da der Aufpreis bei einer bestehenden Gebäudeversicherung oft nur gering ausfällt. Normalerweise sind in dieser Versicherung Feuer-, Sturm-, Hagel- und Leitungswasserschäden abgedeckt.
- Die dritte Möglichkeit sind eigenständige Photovoltaik-Policen, die einen umfassenderen Schutz bieten. Diese speziellen Versicherungen decken eine breitere Palette von Risiken ab und schließen zusätzliche Risiken wie Diebstahl, Vandalismus, Ertragsausfall und spezifische technische Schäden ein. Bei diesen Policen wird zwischen der Elektronikversicherung und der Allgefahrenversicherung unterschieden.
- Die Elektronikversicherung schützt die gesamte Photovoltaikanlage bei allen unvorhergesehenen Sachschäden und bietet zusätzlich einen Ersatz der Einspeisevergütung, sollte die Anlage aufgrund einer versicherten Gefahr ausfallen. Die Vergütung ist bei den meisten Versicherern nach Jahreszeit und Ausfalllänge gestaffelt und auf eine bestimmte Dauer begrenzt.
- Die Allgefahrenversicherung ist deutlich teurer als die Elektronikversicherung, deckt aber zusätzlich Diebstahl und Vandalismus ab. Ein besonderer Aspekt ist die sogenannte Gap-Deckung bei Photovoltaikanlagen auf fremden Dächern. Diese Versicherung füllt eine wichtige Lücke: Wenn das Gebäude, auf dem die PV-Anlage steht, abbrennt und der Eigentümer auf einen Wiederaufbau verzichtet, kann die Anlage dort nicht wieder errichtet werden.
- Die VHV bietet mit SOLARPROTECT ein modulares Versicherungskonzept, bei dem Anlagenbetreiber aus drei Bausteinen wählen können: Elektronik und Ertragsausfall, Betreiberhaftpflicht sowie Montage. Dies ermöglicht eine individuelle Anpassung des Versicherungsschutzes an die spezifischen Bedürfnisse des Betreibers.
Detaillierte Kostenanalyse der Photovoltaik Versicherung
Die Kosten für eine Photovoltaik Versicherung variieren erheblich je nach gewähltem Versicherungsumfang, Anlagengröße und regionalen Faktoren. Eine umfassende Kostenanalyse zeigt deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Versicherungsarten und Anbietern.
Kosten spezialisierter PV-Versicherungen
Spezifische PV-Versicherungen kosten laut Stiftung Warentest zwischen 65 und 137 Euro jährlich für eine Anlage mit einem Wert von 20.000 Euro und einer Leistung von 7 Kilowattpeak. Bei einer geschätzten Lebensdauer der Anlage von 20 Jahren ergeben sich Gesamtversicherungskosten zwischen 1.300 und 2.740 Euro über die komplette Laufzeit, was nur einen Bruchteil der ursprünglichen Investitionskosten ausmacht.
Kosten von Zusatzbausteinen
Zusatzbausteine zur Wohngebäudeversicherung sind oft günstig und kosten zwischen 35 und 120 Euro pro Jahr. Sie bieten eine kosteneffektive Möglichkeit, den Versicherungsschutz zu erweitern, können jedoch Einschränkungen beim Leistungsumfang haben. Manche Anbieter berechnen für diese Zusatzleistungen keine zusätzlichen Kosten.
Einflussfaktoren auf die Kosten
Die Selbstbeteiligung ist ein entscheidender Kostenfaktor in Versicherungsverträgen. Höhere Selbstbeteiligung kann zwar die Versicherungsprämien senken, bedeutet jedoch ein größeres finanzielles Risiko für den Versicherten im Schadensfall. Die Wahl der Selbstbeteiligungshöhe sollte daher gut überlegt sein. Zusätzlich beeinflussen regionale Faktoren wie Unwetterhäufigkeit und Diebstahlrisiko die Prämien. In Regionen mit höherem Risiko müssen Versicherungsnehmer mit höheren Beiträgen rechnen.
Versicherungsbedingungen und Leistungsumfang der Photovoltaik Versicherung
Die Versicherungsbedingungen für Photovoltaikanlagen sind komplex und variieren erheblich zwischen den Anbietern. Die Stiftung Warentest hat Mindestanforderungen für einen umfassenden Versicherungsschutz formuliert, die als Orientierung dienen können.
Grundrisiken und Standarddeckung
Zeitgemäße Photovoltaikversicherungen sollten nicht nur Grundrisiken wie Brand oder Sturm abdecken, sondern auch Elementarschäden wie Überschwemmungen. Schäden durch Wasser oder Frost sollten bis mindestens 25.000 Euro, grobe Fahrlässigkeit bis 3.000 Euro und Bedienungsfehler oder Ungeschicklichkeit ebenfalls bis 25.000 Euro versichert sein.
Erweiterte Deckungskonzepte
Konstruktions-, Material- oder Ausführungsfehler bei Anlagen sollten mit mindestens 25.000 Euro versichert sein, da solche Fehler oft erst nach Jahren auftreten und zu großen Schäden führen können. Die Versicherung deckt gewöhnlich die gesamte betriebsfertige Anlage ab. Dazu zählen Solarmodule, Befestigungselemente, Montagerahmen, Verkabelungen und der Wechselrichter. Auch der Stromspeicher für die Hausversorgung ist in der Versicherung eingeschlossen.
Ertragsausfallversicherung
Ein wichtiger Teil der Leistung von modernen Photovoltaikversicherungen ist die Deckung von Ertragsausfällen. Sie erstatten Kosten für Ersatzstrom und entgangene Einspeisevergütungen, wenn die Anlage aufgrund eines versicherten Schadens ausfällt. Auch Zusatzkosten für schnelle Lieferungen und Überstunden sind abgedeckt. Die Elektronikversicherung zahlt eine Ersatz-Einspeisevergütung, die nach Jahreszeit und Dauer des Ausfalls gestaffelt ist. Die zeitliche Begrenzung der Vergütung ist zu beachten, da lange Reparaturen sonst zu finanziellen Verlusten führen können.
Besondere Bedingungen und Anforderungen
Versicherungsbedingungen beachten häufig die Dachbauart und das Material. Reetdächer können aufgrund von Brandgefahr ausgeschlossen sein. Feuergefährliche Stoffe erhöhen ebenso das Risiko und sind oft ein Ausschlusskriterium. Für Versicherungsschutz von Photovoltaikanlagen ist eine professionelle Installation und Maßnahmen wie Überspannungsschutz erforderlich, um vor Blitzschlag und Überlastungen zu schützen.
Ausschlüsse und Einschränkungen im Versicherungsschutz
Trotz des umfassenden Schutzes, den moderne Photovoltaik Versicherungen bieten, gibt es wichtige Ausschlüsse und Einschränkungen, die Anlagenbetreiber kennen sollten.
Garantie- und Gewährleistungsausschlüsse
Schäden, die von der Garantie des Herstellers oder der Installationsfirma gedeckt sind, werden nicht von einer Photovoltaik-Versicherung übernommen. Diese müssen im Rahmen der Garantie behoben werden, was eine wichtige Unterscheidung zwischen Garantie- und Versicherungsleistungen ist. Abnutzungserscheinungen, der Austausch von Verschleißteilen und Wartungskosten sind grundsätzlich von einer PV-Versicherung ausgeschlossen, da sie als vorhersehbar und planbar gelten. Auch Alterungsschäden, die durch langen Betrieb entstehen, sind nicht versichert.
Installationsbedingte Ausschlüsse
Schäden durch unsachgemäße Installation oder unzureichende Wartung können vom Versicherungsschutz ausgeschlossen sein. Dies betont die Wichtigkeit fachmännischer Installation und regelmäßiger Wartung. Versicherungsnehmer werden dadurch ermutigt, ihre Anlagen korrekt zu betreiben und zu pflegen, um das Risiko von Schäden zu verringern. Zudem müssen bestimmte Wartungs- und Sicherheitsanforderungen erfüllt sein, damit der Versicherungsschutz besteht. Werden diese Pflichten missachtet, kann der Schutz verloren gehen oder eingeschränkt werden.
Zeitliche und geografische Begrenzungen
Ältere Anlagen über 10 bis 15 Jahre bergen ein erhöhtes Risiko für Verschleiß und Defekte, was zu höheren Versicherungsprämien führen kann. Einige Versicherer schließen sehr alte Anlagen sogar von der Versicherung aus. In geografisch gefährdeten Gebieten, wie von Überschwemmungen betroffenen Regionen, können Elementarschäden entweder nicht versichert oder nur gegen zusätzliche Kosten abgedeckt werden. Die Anzahl der Schäden durch Sturm und Hagel ist von 2022 auf 2023 gesunken, aber der durchschnittliche Schaden hat sich von 1.572 auf 3.268 Euro verdoppelt.
Zielgruppen und Bedeutung für verschiedene Anlagenbetreiber
Die Bedeutung einer Photovoltaikversicherung ist abhängig von der Anlagenart und den Umständen des Betreibers.
- Private Hauseigentümer mit kleinen Dachanlagen tragen oft das volle Investitionsrisiko und sind daher besonders auf eine Versicherung angewiesen.
- Gewerbliche Betreiber mit größeren Anlagen und mehr Erfahrung im Risikomanagement benötigen vor allem eine Betreiberhaftpflichtversicherung.
- Landwirtschaftliche Betreiber profitieren von steuerlichen Vorteilen und haben spezielle Versicherungsbedürfnisse für ihre großen Dachflächen.
- Balkonkraftwerke können häufig über die Hausratversicherung abgesichert werden, allerdings sind Ertragsausfälle oft nicht gedeckt.
- Für finanzierte Anlagen ist eine Versicherung meist zwingend, da Banken einen Nachweis für Versicherungsschutz fordern, um ihre Sicherheiten zu schützen.
Wirtschaftliche Sinnhaftigkeit und Kosten-Nutzen-Analyse
Die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit einer Photovoltaik Versicherung lässt sich durch eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse bewerten.
Statistische Risikobewertung
Die Investition von 20.000 Euro in eine typische Anlage führt über 20 Jahre zu Gesamtversicherungskosten von 2.000 Euro, was 10 Prozent der Investitionssumme entspricht. Trotz der geringen Wahrscheinlichkeit eines PV-Brandes von 0,006 Prozent, also einer von 16.667 Anlagen, ist die Versicherung aufgrund möglicher hoher Schäden sinnvoll. Zum Vergleich: Ein PV-Brand ist 50-mal seltener als ein Autounfall und bis zu 800-mal seltener als der Verlust eines Portemonnaies.
Schadenspotenziale und Entwicklungen
Die finanziellen Auswirkungen von Schäden an Photovoltaikanlagen können trotz geringer Eintrittswahrscheinlichkeit erheblich sein. Produktgarantien von PV-Modulen, die 20 bis 30 Jahre betragen, decken nicht alle Schäden wie Umweltschäden oder Vandalismus ab, was die Bedeutung einer zusätzlichen Photovoltaikversicherung hervorhebt. In den letzten Jahren sind die durchschnittlichen Schadenssummen gestiegen, bei Sturm- und Hagelschäden an Wohngebäuden hat sich der Durchschnitt von 2022 bis 2023 verdoppelt. Wechselrichter und Stromspeicher in Kellern sind zudem anfällig für Hochwasserschäden.
Steuerliche Aspekte
Bei der wirtschaftlichen Bewertung von Anlagen ist die steuerliche Behandlung von Bedeutung.
- Betreiber, die Strom ins öffentliche Netz einspeisen und Gewinne erzielen, können die Versicherungsbeiträge als Betriebsausgaben absetzen, was die Kosten senkt.
- Ohne Einspeisung ins Netz gibt es jedoch keine steuerlichen Abzugsmöglichkeiten für die Versicherungskosten.
Ertragsausfallbetrachtung
Die Ertragsausfallversicherung ist für Anlagenbetreiber wichtig, da Ausfalltage nicht nur zusätzliche Kosten für den Ersatzstrom verursachen, sondern auch zu Einnahmeverlusten durch entgangene Einspeisevergütungen führen. Besonders bei Anlagen mit einer Leistung von 7 Kilowattpeak können je nach Saison und Dauer des Ausfalls beträchtliche finanzielle Einbußen entstehen.
Zukünftige Entwicklungen und Markttrends der Photovoltaik Versicherung
Die Zukunft der Photovoltaik-Versicherung hängt stark von der Entwicklung des Solarmarktes ab.
- Die Bundesregierung strebt bis 2030 eine Photovoltaik-Leistung von 215 Gigawatt an, was den Versicherungsmarkt wachsen lässt.
- Technologische Fortschritte bei Solarmodulen verringern das Schadensrisiko, während neue Komponenten wie Batteriespeicher zusätzliche Risiken schaffen.
- Der Klimawandel kann zu häufigeren und teureren Schäden durch Extremwetter führen, was die Prämien erhöhen könnte.
- Politische Entscheidungen beeinflussen den Markt ebenfalls, z.B. könnte die Einspeisevergütung wegfallen.
- Versicherer entwickeln spezialisierte Konzepte und nutzen die Digitalisierung für bessere Serviceangebote.
- Parametrische Versicherungen bieten eine neue Form der Schadensregulierung.
- Schadenstatistiken zeigen, dass Brände selten, aber teuer sind, und dass wetterbedingte Schäden einen großen Anteil der Versicherungsfälle ausmachen.
Fazit: Photovoltaik Versicherung als unverzichtbarer Baustein
Eine adäquate Versicherung für Photovoltaikanlagen in Deutschland ist aufgrund der hohen Investitionen und langen Amortisationszeiten notwendig. Der Markt bietet transparente und kalkulierbare Versicherungsoptionen für unterschiedliche Bedürfnisse und Budgets. Private Anlagenbetreiber können oft kostengünstig Versicherungen in ihre Wohngebäudeversicherung integrieren, während gewerbliche Betreiber aufgrund höherer Risiken umfassenderen Schutz benötigen. Seltene aber mögliche Großschäden rechtfertigen den Versicherungsschutz. Zunehmende Leistung und technologische Entwicklungen werden die Nachfrage nach spezialisierten Versicherungen weiter steigern. Anlagenbetreiber sollten beim Versicherungsabschluss auf Deckungsumfang und Qualität achten. Versicherungen sind eine wichtige Investition in die Sicherheit und Rentabilität der Energiewende.