Die Sterbegeldversicherung in Deutschland ist umstritten. Nachdem 2004 das staatliche Sterbegeld abgeschafft wurde, versuchen private Versicherer, die entstandene Lücke mit Sterbegeldpolicen zu füllen. Die Bestattungskosten steigen stetig, allein 2024 um 4,5 Prozent. Verbraucherschützer warnen vor einem schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnis dieser Versicherungen, während Befürworter die finanzielle Sicherheit für Hinterbliebene betonen. Eine differenzierte Betrachtung der Sterbegeldversicherung ist daher notwendig.
Definition und rechtlicher Rahmen der Sterbegeldversicherung
Die Sterbegeldversicherung ist eine Versicherungsform, die speziell für die Abdeckung der Bestattungskosten im Todesfall gedacht ist. Sie zahlt eine festgelegte Summe an die Hinterbliebenen aus, um diese finanziell zu entlasten. Die Höhe der monatlichen Beiträge hängt vom Alter, der gewünschten Summe und der Laufzeit ab. Die Beiträge werden auf Basis statistischer Berechnungen festgelegt und beinhalten auch Kosten und Gebühren, die von Verbraucherschützern kritisiert werden. Früher gab es staatliches Sterbegeld, welches jedoch Ende 2003 abgeschafft wurde, wodurch eine Versorgungslücke entstand, die von privaten Anbietern genutzt wurde.
Zielgruppen und spezielle Versicherungsbedürfnisse
Die Zielgruppen für Sterbegeldversicherungen unterscheiden sich nach Altersgruppen.
- Unter 40-Jährige profitieren von günstigen Beiträgen, haben aber oft bessere Alternativen zur Vorsorge.
- Die optimale Zielgruppe sind 40- bis 60-Jährige, die ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis erreichen und sich verstärkt mit dem Thema auseinandersetzen.
- Ab 60 steigen die Beiträge aufgrund des erhöhten Risikos an, und es wird häufig mehr eingezahlt als ausgezahlt.
- Die Nachfrage nach Bestattungsvorsorge wächst in Deutschland durch den demografischen Wandel und eine alternde Gesellschaft.
Versicherungsschutz und Leistungsumfang
- Die Sterbegeldversicherung zahlt eine festgelegte Summe bei Tod der versicherten Person, meist zwischen 3.000 und 20.000 Euro. Die Auszahlung ist nicht zweckgebunden.
- Zusätzliche Leistungen können Unfalltod-Auszahlung, Überführungskosten und Beratungsleistungen umfassen.
- Vorsorgeordner werden manchmal bereitgestellt.
- Die Wartezeit für den vollen Versicherungsschutz liegt zwischen 12 und 36 Monaten, entfällt aber oft bei Unfalltod.
Kostenstruktur und Beitragskalkulation
- Die Kostenstruktur von Sterbegeldversicherungen ist komplex und variiert je nach Alter, Versicherungssumme und Beitragsdauer.
- Monatliche Beiträge können stark schwanken, und zusätzlich fallen Abschluss-, Vertriebs- und Verwaltungskosten an. Diese Nebenkosten können die Rendite mindern.
- Versicherer versuchen, mit Beitragsgarantien und Überschussbeteiligungen die Kostenproblematik zu mildern, allerdings sind diese nicht garantiert und abhängig von der Geschäftsentwicklung des Versicherers.
Kritische Bewertung durch Verbraucherschutzorganisationen
Verbraucherschutzorganisationen sehen die Sterbegeldversicherung kritisch und raten oft vom Abschluss ab.
- Die Stiftung Warentest empfiehlt sie nur eingeschränkt und nennt Signal Iduna, CosmosDirekt und die Gothaer als gute Anbieter.
- Die Verbraucherzentrale Hamburg sieht sie als Verlustgeschäft, da die eingezahlte Summe die Auszahlung oft übersteigt.
- Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz rät insbesondere Älteren zur Vorsicht, da hohe Beiträge im Vergleich zur Leistung stehen.
- Kritisiert wird auch die Intransparenz und komplexe Kostenstruktur der Versicherungen.
- Die Verbraucherzentrale Hamburg fordert mehr Transparenz und ein Sonderkündigungsrecht bei Vertragsübertragungen.
- Als Alternativen zur Sterbegeldversicherung empfehlen Verbraucherschützer Risikolebensversicherungen, Sparpläne oder Verträge mit Bestattern.
Vorteile der Sterbegeldversicherung
Die Sterbegeldversicherung bietet trotz Kritik Vorteile wie finanzielle Entlastung von Hinterbliebenen durch Übernahme der Bestattungskosten, die in Deutschland eine große Belastung darstellen können. Des Weiteren sichert sie Planungssicherheit und Schutz vor Kostensteigerungen, da die Versicherungssumme konstant bleibt oder steigen kann. Besonders für Personen zwischen 40 und 60 Jahren kann sich die Versicherung finanziell lohnen. Zudem wird sie im Sozialrecht als Schonvermögen behandelt und schützt so vor Anrechnung auf Sozialleistungen. Organisatorische Vorteile bieten eine unkomplizierte Auszahlung und eventuell zusätzliche Serviceleistungen zur Bestattungsorganisation.
Nachteile und Risiken Sterbegeldversicherung
Die Nachteile der Sterbegeldversicherung umfassen eine ungünstige Kosten-Nutzen-Relation, bei der Versicherte unter Umständen mehr einzahlen, als die Erben erhalten, insbesondere bei älteren Versicherten und langen Laufzeiten. Altersbedingte Beitragssteigerungen und Zugangsbeschränkungen erschweren älteren Menschen und solchen mit Gesundheitsproblemen den Abschluss einer Versicherung. Zudem gibt es bei vielen Tarifen Wartezeiten von bis zu 36 Monaten mit eingeschränkten Leistungen, was im Todesfall zu geringen oder keinen Auszahlungen führen kann. Die Versicherungssumme ist nicht zweckgebunden, was bedeutet, dass die Hinterbliebenen das Geld nicht zwingend für den vorgesehenen Zweck verwenden müssen. Inflation und Preissteigerungen können die Wertigkeit der Versicherungssumme mindern.
Alternative Vorsorgemöglichkeiten
Es gibt verschiedene Alternativen zur Sterbegeldversicherung, die je nach persönlicher Lage unterschiedliche Vor- und Nachteile haben können.
- Bestattungsvorsorgevertrag:
Der klassische Bestattungsvorsorgevertrag sichert finanziell ab und erlaubt die detaillierte Planung der Bestattung. Das eingezahlte Geld wird treuhänderisch verwaltet und bietet sofortigen Schutz sowie Entlastung der Angehörigen in organisatorischen Belangen. - Sparpläne und Wertpapieranlagen:
ETF-Sparpläne und andere Wertpapiere haben im Vergleich zu Sterbegeldversicherungen bessere Renditechancen, erfordern aber mehr Finanzwissen und sind risikoreicher. Verbraucherschützer sehen sie dennoch als rentablere Option. - Klassisches Sparkonto:
Monatliche Einzahlungen auf ein Sparkonto stellen sicher, dass man später nicht mehr ausgeben kann, als man eingezahlt hat. Nachteile sind das Risiko einer Pfändung, das Fehlen einer festgelegten Zweckbindung und möglicher Vermögensverlust bei frühzeitigem Tod. - Risikolebensversicherung:
Eine Risikolebensversicherung ist für Personen unter 45 Jahren empfehlenswert, da sie im Falle eines vorzeitigen Todes eine hohe Summe zahlt und so nicht nur Bestattungskosten abdeckt, sondern auch den Lebensunterhalt der Angehörigen für einige Jahre sichert.
Empfehlungen für Verbraucher
Basierend auf der umfassenden Analyse der Sterbegeldversicherung lassen sich differenzierte Empfehlungen für verschiedene Verbrauchergruppen ableiten.
- Eine Sterbegeldversicherung ist oft nicht die beste Option für die meisten Verbraucher.
- Jüngere unter 45 sollten eher eine Risikolebensversicherung abschließen und für das Alter vorsorgen.
- Personen zwischen 45-60 Jahren ohne gesundheitliche Probleme können einen Bestattungsvorsorgevertrag erwägen, der finanzielle und organisatorische Sicherheit bietet.
- Kapitalstarke Personen mit Anlageerfahrung könnten von ETF-Sparplänen profitieren.
- Für Schwerkranke kann eine Sterbegeldversicherung ohne Gesundheitsprüfung sinnvoll sein.
- Ältere über 65 sollten vorsichtig sein, um Überzahlungen zu vermeiden, und könnten alternativ eigenes Geld sparen oder ebenfalls einen Bestattungsvorsorgevertrag abschließen.
- Bei der Auswahl einer Sterbegeldversicherung sollte man Summe, Begünstigte und Vertragsbedingungen genau prüfen sowie regelmäßig die Angehörigen informieren.
- Generell ist eine frühzeitige Vorsorge wegen steigender Bestattungskosten sinnvoll, aber sie sollte Teil eines Gesamtfinanzplans sein.
Zusammenfassung
Die Sterbegeldversicherung ist nach der Abschaffung des staatlichen Sterbegeldes 2004 umstritten. Private Versicherer bieten Policen an, um die Bestattungskosten abzudecken, welche kontinuierlich steigen. Verbraucherschützer kritisieren das schlechte Kosten-Nutzen-Verhältnis und die Intransparenz der Versicherungen. Die Zielgruppe der Versicherungen sind vor allem Menschen zwischen 40 und 60 Jahren, für die sich eine Versicherung finanziell lohnen kann. Alternativ zu Sterbegeldversicherungen empfehlen Verbraucherschützer Risikolebensversicherungen oder Sparpläne.