
Überversicherung ist ein Problem, bei dem die Versicherungssumme den Wert des Objekts übersteigt. Es führt zu unnötigen Kosten für Versicherte, sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen, und betrifft verschiedene Versicherungsbereiche. Laut einer Studie des GDV zahlen deutsche Haushalte im Durchschnitt 15-20% zu viel für ihre Versicherungen, hauptsächlich wegen Überversicherung. (Quelle: GDV Jahresbericht 2024, 15.03.2024, https://www.gdv.de).
Im Folgenden wird die Definition, Arten und Folgen von Überversicherungen anhand von Fachliteratur und Rechtsprechung erörtert:
Eine Überversicherung entsteht, wenn die Versicherungssumme höher ist als der objektive Wert des Versicherten zum Zeitpunkt des Schadens. Dies führt zu unnötig hohen Prämien, ohne dass es mehr Schutz bietet.
Man unterscheidet zwischen verschiedenen Arten der Überversicherung:
Erfahren Sie, welche Auswirkungen eine Überversicherung haben kann:
In der Hausratversicherung ist Überversicherung besonders häufig anzutreffen. Viele Versicherungsnehmer schätzen den Wert ihres Hausrats zu hoch ein oder passen die Versicherungssumme nicht an veränderte Lebensumstände an.
Beispiel:
Familie Müller hat vor zehn Jahren eine Hausratversicherung mit einer Versicherungssumme von 80.000 Euro abgeschlossen. Durch Umzug in eine kleinere Wohnung und natürlichen Verschleiß beträgt der aktuelle Hausratwert nur noch 45.000 Euro. Die Überversicherung von 35.000 Euro führt zu jährlichen Mehrkosten von etwa 140 Euro.
Bei Wohngebäudeversicherungen entsteht Überversicherung häufig durch veraltete Wertermittlungen oder nicht angepasste Versicherungssummen nach Renovierungen oder Modernisierungen.
Beispiel:
Ein Einfamilienhaus wurde 2015 mit einem Neuwert von 400.000 Euro versichert, obwohl der Gebäudewert nur 350.000 Euro betrug. Somit besteht eine Überversicherung von 50.000 Euro, die zu Mehrkosten von etwa 200-300 Euro führte.
In der Kfz-Kaskoversicherung ist Überversicherung durch die automatische Anpassung der Versicherungssumme an den Zeitwert seltener, kann aber bei Sonderausstattungen oder individuellen Vereinbarungen auftreten.
Beispiel:
Ein Fahrzeug wurde mit Sonderausstattung im Wert von 15.000 Euro versichert. Nach einem Unfall wurde die Sonderausstattung entfernt, die Versicherungssumme aber nicht angepasst. Die resultierende Überversicherung führt zu unnötigen Prämienkosten.
Gewerbetreibende sind besonders häufig von Überversicherung betroffen, da sich Betriebswerte durch Digitalisierung, Outsourcing oder Geschäftsmodellwechsel schnell ändern können.
Beispiel:
Ein Handwerksbetrieb hat seine Maschinenausstattung über mehrere Jahre digitalisiert und modernere, aber günstigere Geräte angeschafft. Die Betriebsinhalteversicherung wurde nicht entsprechend angepasst, wodurch eine Überversicherung von 30% entstanden ist.
Um unnötige Kosten zu vermeiden und den Versicherungsschutz effektiv zu nutzen, ist es wichtig, Überversicherungen zu identifizieren und zu belegen. Im Folgenden wird erläutert, wie Versicherungsverträge systematisch geprüft und Überversicherungen festgestellt werden können. Außerdem wird die Bedeutung von Wertermittlungsverfahren und professionellen Gutachten sowie die notwendige Dokumentation für die Anspruchsdurchsetzung beschrieben.
Die Identifikation von Überversicherung erfordert eine systematische Analyse aller bestehenden Versicherungsverträge. Versicherungsnehmer sollten mindestens jährlich ihre Versicherungssummen mit den aktuellen Werten abgleichen.
Wichtige Prüfpunkte umfassen:
Für die Wertermittlung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Bei Immobilien können Sachwertverfahren, Ertragswertverfahren oder Vergleichswertverfahren angewendet werden. Für Hausrat eignen sich Inventarlisten mit aktuellen Wiederbeschaffungspreisen. Professionelle Gutachten sind bei höherwertigen Objekten empfehlenswert, da sie vor Versicherern und Gerichten als Nachweis anerkannt werden. Die Kosten für Gutachten amortisieren sich oft bereits nach wenigen Jahren durch eingesparte Prämien.
Eine ordnungsgemäße Dokumentation ist für die erfolgreiche Geltendmachung von Ansprüchen bei Überversicherung unerlässlich. Dazu gehören:
Präventive Maßnahmen gegen Überversicherung umfassen realistische Wertfestsetzung beim Vertragsabschluss und regelmäßige Überprüfungen.
Überversicherung ist ein finanzielles Problem, das durch regelmäßige Überprüfung und Beratung vermieden werden kann. Die Digitalisierung hilft, Risiken genauer zu bewerten und Überversicherungen zu reduzieren, doch erfordert auch eine aktivere Vertragsüberwachung. Versicherungsnehmer sollten Überversicherung als vermeidbare Kosten sehen und durch proaktives Handeln optimieren. Die Versicherungsbranche entwickelt präzisere Bewertungsverfahren und individuelle Lösungen, um Überversicherung zu vermindern. Bis dahin ist die selbständige Überwachung der Verträge der beste Schutz vor unnötigen Kosten.
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